Depeschen von der Dreierbande von Gerd Schuster

Ob dramatisch, trivial, spannend oder emotional: Erzählungen von und mit Katzen
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Re: Depeschen von der Dreierbande von Gerd Schuster

Beitragvon LaLotte » 19.06.2014 22:32

Ich dachte erst, es ginge um die Spargelschalen :lol:

shirkan hat geschrieben:Hinge ihm ein Miniatur-Nachtglas um den Hals, und trüge er eine Schiffermütze, wäre die Illusion des Käptn Blauaugenbär vollkommen.
Die Moers'sche Kreatur in blau hört sich doch auch so gerne reden, nicht wahr?
Liebe Grüße
Dagmar


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Depeschen von der Dreierbande von Gerd Schuster

Beitragvon shirkan » 26.06.2014 20:33

Depesche 051 Sind Katzen wirklich eingefleischte, passionierte, egomane Einzelgänger?

Unsere Stubentigerbande versteht sich gut. Manchmal liegen alle drei Katzen dicht an dicht auf meinem Schreibtisch im Tiefschlaf, obwohl in der Wohnung wahrlich kein Mangel an gemütlichen Einzel-Schlummerwinkeln herrscht. Und täglich geschehen Dinge, die mich an der allgemein anerkannten Lehrmeinung zweifeln lassen, dass Katzen leidenschaftliche, unverbesserliche, eingefleischte Einzelgänger seien.

Mich erinnert das allzu sehr an die Orangutans, denen man Gleiches nachsagte. Und tatsächlich hockte meist eine Mutter mit Baby, ein Halbstarker, eine ledige Dame oder ein älterer Herr alleine in ihrer Astgabel. Für die Gelehrten war die Sache damit sonnenklar: Die roten Menschenaffen konnten einander nicht ausstehen und suchten eigenbrötlerisch Distanz zu ihren zotteligen Artgenossen.
Dass sich in den Jahren, in denen das Wetterphänomen El Nino für viel Regen und somit für überreiche Ernte von Früchten aller Art sorgte, sich die Äste der oftmals himmelhohen Obstbäume unter der Last der schmatzenden und sich wohlgelaunt unterhaltenden Orangutans bogen, übersahen sie geflissentlich. Es wäre so einfach gewesen, darauf zu kommen, dass nicht die Ungeselligkeit der Affen, sondern das begrenzte Nahrungsangebot die Besiedlungsdichte eines Reviers limitierte. Sind keine Feigen oder andere Früchte da, benötigt ein Orangutan fünf Hektar Regenwald für sich allein, um sich ernähren zu können.

Die Fehleinschätzung führte dazu, dass man die vermeintlichen Eremiten weltweit in den Zoos in Einzelkäfige sperrte und so zu lebenslänglicher Einsamkeit verdammte ...

Bei unseren drei Katzen ist mir nichts aufgefallen, was man als Ungeselligkeit auslegen könnte. Sita, Shirkan und Rani schmieden gemeinsame Komplotts gegen uns Dosenöffner und kommen gut miteinander aus. Sie sind distanzierter, selbstbewusster und unabhängiger als die Mitglieder einer Hundemeute, haben aber nichts Eremitenhaftes. Stattdessen demonstrieren sie immer wieder Em- und Sympathie. Rani eilt, Onkelchen Shirkan zu trösten, wenn der wieder einmal jaulend (»Niiiemand liebt mich! Niiiemand kümmert sich um mich!«) durch den Korridor schleicht. Sita kommt dem brüllenden Shirkan zur Hilfe, dem das Frauchen mit meiner tatkräftigen Hilfe den verschissenen Po mit warmem Seifenwasser reinigt und hackt mir ins Bein.
Und Rani will bei der samstäglichen Tartarfütterung unbedingt anwesend sein, sozusagen aus gesellschaftlichen Gründen, auch wenn sie kein Krümel Hack frisst ...

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Re: Depeschen von der Dreierbande von Gerd Schuster

Beitragvon LaLotte » 29.06.2014 21:43

Ein bitterernstes Thema :(
Bei den Katzen verhält es sich, wie bei den Orang Utans: die Verfügbarkeit der Ressourcen (Nahrung, Schlaf- und Ruheplätze, Reviergröße...) beeinflusst, ob die Nähe von Artgenossen gewünscht, oder tolleriert wird.
Liebe Grüße
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Depeschen von der Dreierbande von Gerd Schuster

Beitragvon shirkan » 04.07.2014 00:11

Depesche 052 Reißwolf Sita

Mehrfach habe ich von Sitas Jagdinstinkt geschwärmt und ihrer Lust, sich ihre Brekkies quasi zu »ersprinten«. Dabei habe ich unter den Tisch fallen lassen, dass der Umgang mit der vor Jagdfieber brennenden Katze durchaus mit Gefahren, wenn nicht für das Leben, so doch für den Leib verbunden sein kann.
In den letzten Tagen habe ich meine Finger mehrere Male nur mit knapper Not vor den wild zuschnappenden Kiefern meiner lieben Dicken in Sicherheit bringen können.

Dabei bin ich überzeugt, dass es Sita nicht auf eine Fleischbeilage in Form einer meiner Fingerspitzen abgesehen hat. Ist sie ruhig und sanftmütig, nimmt sie dargebotene Leckerbissen mit vorsichtiger Präzision entgegen, ganz auf Schonung des Wohltäters und Spenders bedacht.

Hat sie aber das Jagdfieber gepackt, beziehungsweise haben ihr die Lockchemikalien aus den neuen Lieblingsbrekkies das Hirn vernebelt, ist sie wie von Sinnen. Statt tastender samtiger Katzenlippen, die die Handfläche erforschen und nach Leckerbissen absuchen, sieht sich der erschreckte Futtermeister einer rasenden Schneidemaschine gegenüber, deren stählerne Kieferklingen in brutalem Stakkato und ohne Rücksicht auf Verluste drei Mal pro Sekunde zuschnappen, etwa, um einen wegrutschenden Katzenkuchen nicht weiter entkommen zu lassen. Es hilft nur die schleunige Flucht bzw. das Wegziehen der gefährdeten Extremität.

Wäre ich nicht blind, könnte ich mit einiger Sicherheit ein irres Leuchten in Sitas Augen aufflackern sehen oder ein Warnzeichen anderer Art erkennen, bevor die Katze ausflippt.

Sita hat mich, seitdem Frauchen die enthemmenden Brekkies eingekauft hat, einige Male schmerzhaft in die Finger gezwickt. Mein Schrei hat aber immer die Schnappwut vertrieben. Ich hatte sogar den Eindruck, dass meine liebe Dicke gar nicht wusste, was geschehen war, wenn der Beiß-Bann einmal von ihr gewichen war. Aber dann war ja auch noch nicht wirklich etwas passiert und kein Blut geflossen ...

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Depeschen von der Dreierbande von Gerd Schuster

Beitragvon shirkan » 10.07.2014 20:00

Depesche 053 Auf lauten Sohlen

Es ist schon spät, aber ich liege noch im Bett. Seitdem ich vollblind bin, gibt es erschreckend wenig, für das sich Aufstehen lohnt. Kein Flug nach Hongkong oder Sydney mehr sondern als Maximal-Thrill eine Tasse Kaffee und das Radio. Der Rundfunk tröstet auch immer weniger, seitdem die Mehrzahl der Korrespondenten ihre deutsche Muttersprache nicht mehr wirklich beherrschen und auch die Nachrichten von Fehlern wimmeln.

Weil ich mich fürchterlich über diese Stümperei ärgere, bleibe ich lieber liegen ...

Plötzlich springt eine Katze – ich tippe auf die kleine Rani - mit allen vier Beinen zugleich aufs Federbett, katapultiert sich sofort wie ein Trampolinartist wieder davon und trampelt anschließend demonstrativ laut durchs Schlafzimmer. Es poltert, als kippte jemand aus einer in Hüfthöhe gehaltenen Tüte Zwiebeln auf den Parkettboden. Katzenprotest!

Siedendheiß fällt mir ein, dass ich einen gewichtigen Punkt des Tagesprogramms vergessen habe. Wenn ich aufstehe, verteile ich stets an die beiden Katzendamen jeweils eine halbe Katzenstange und ein Häufchen Leckerli. Sita und Rani hassen es deshalb, wenn Herrchen sie morgens allzu lange warten lässt. Shirkan, der aus unerfindlichen Gründen Trockenfutter verweigert, ist nicht mit von der Partie.

Im Übrigen ist es mir ein Rätsel, wie die Katzen es schaffen, ihre Samtpfoten gedankenschnell in klitzekleine holländische Holzschuhe zu verwandeln. Ich verstehe auch nicht, wie eine Vier-Kilo-Mieze genauso laut trampeln kann wie ein 40-Kilo-Jaguar ...


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Re: Depeschen von der Dreierbande von Gerd Schuster

Beitragvon LaLotte » 15.07.2014 11:15

Reine Körperbeherrschung :wink:
Liebe Grüße
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Re: Depeschen von der Dreierbande von Gerd Schuster

Beitragvon shirkan » 15.07.2014 16:14

Oder so ...

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Beitragvon shirkan » 18.07.2014 21:50

Depesche 054 Ranis Seufzer

Sechs, sieben, acht ... Ein Katzenkuchenkisschen kurz: KKK nach dem anderen verschwindet im Mäulchen von Rani, unserem süßen Katzenmädchen. Es geht, zack, zack, zack, wie am Fließband, denn ich nutze eine Fütterungstechnik, die ich Rani beigebracht habe, als sie noch ein ganz kleines Kätzchen war.

Die Methode geht so: Ich nehme ein KKK mit der angefeuchteten Spitze des rechten Mittelfingers auf, zentriere es auf der Kuppe und präsentiere es der Mieze. Die pflückt das Bonbon entweder mit den Zähnen vom Finger oder nimmt dessen oberstes Glied in seiner Gänze ins Mäulchen und lutscht das Brekkie herunter. Wir sind ein gut eingespieltes Team, und nur, wenn Rani etwas aus der Übung ist, verschlafen oder zu gierig, findet ein Bonbon mal nicht sofort seinen Weg in die Katze.

Neun, zehn ... Hoppla, was ist denn jetzt los? Habe ich mich verhört? Ein silberhelles dünnes, aber aus tiefstem Katzenherzen kommendes Wonneseufzen mischt sich unter die Knack- und Schmatzgeräusche, die jedes Katzenmahl begleiten.

Kein Zweifel: Rani stöhnt vor Vergnügen!

Da ich mich wie die meisten Katzenhalter über jede Art von positivem Feedback freue, spitze ich von jetzt an die Ohren. Seufzer, erkenne ich, sind gar nicht einmal so selten. Etwa bei jedem zehnten Bonbon kann man mit einem Lustruf rechnen – aber nur bei Rani und, besonders wichtig, einer bestimmten Art ihrer Lieblings-Delikatess-Katzenkissen ...

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Re: Depeschen von der Dreierbande von Gerd Schuster

Beitragvon LaLotte » 19.07.2014 22:38

shirkan hat geschrieben:Da ich mich wie die meisten Katzenhalter über jede Art von positivem Feedback freue,
Stimmt, genau genommen sind wir abhängig davon... :roll:
Liebe Grüße
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Beitragvon shirkan » 24.07.2014 20:26

Depesche 055 Sitas Sinfonien
Ich drehe mich im Bett um, sodass ich auf der linken Seite liege, wo mein gutes Ohr ist. Und siehe da, es überträgt mir prompt aus nächster Nähe ein leises, aber deutlich hörbares »Puuu ... Puuu ... Puuu!«. Sita, das treue Tier, liegt unter dem Bett direkt unter mir und führt mir ihr »neues« entschärftes Schnarchen vor.

Obwohl die einstige sinfonische Fülle der Schlafmusik fehlt, das Knarren, Fiepen und Knattern, bin ich schlagartig bester Laune, angefüllt mit innerer Ruhe und schlafe rasch ein.

Denn ich finde die Katzenmusik nicht nur herzerwärmend; sondern ich weiß auch, dass die schlichtere Melodie ein gutes Zeichen ist, ein Symptom besserer Fitness und Gesundheit, trotz des enormen Katzenvolumens, und das versüßt mir jedes einzelne »Puuuh!« aus Sitas Mund. Einfache tiefe Atemzüge statt einer Fülle von möglicherweise HNO-relevanten Geräuschen, das ist etwa wie eine Klaviersonate von Joseph Haydn statt »Rheingold« von Richard Wagner, und das kommt mir zupass.

P. S.
Schon beim nächsten Vortrag, das muss nachgetragen werden, hatte Sita ihr Repertoire erweitert und ihre »Puuus« durch auf- und absteigende Läufe und eine Art Triller bereichert.
Aber alles schön im Rahmen von Joseph Haydn ...

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Beitragvon shirkan » 31.07.2014 23:33

Depesche 056 Shirkans Schattenwelt

Szene 1. Der weiße Kater sitzt in meiner – leeren – Riesenbadewanne und bearbeitet am Fußende des Pools wütend einen Abschnitt der Wand mit den Pranken. Die Tatzen wirbeln wie wild, die Krallen klötern. Er macht enormen Lärm, und man muss sich um den Kunststoff sorgen. Seltsamerweise ist da, wo Shirkan einen Stollen graben möchte, absolut nichts, von der weißen Wannenhaut einmal abgesehen.

Szene 2. Shirkan hat sich im Wohnzimmer in den Teppichboden verbissen und ringt erbittert mit dem flächigen »Feind«. Er zerrt und reißt mit ganzer Katzenkraft, hebt das Noppengewebe quadratmeterweise an. Was in aller Welt hat er auf einmal gegen die Auslegeware?

Szene 3. Der Blauaugenkater sitzt unter meinem Couchtisch aus balinesischem Bambus und lauert. Sein Schwanz peitscht aufgeregt, sein Hintern ruckelt sprungbereit. Aber da, wo er hinstarrt, ist nichts. Da huschen nur ein paar matte Schatten.

Schatten - das ist das Schlüsselwort; denn unser Kater jagt mit besonderer Leidenschaft nicht Spielzeug, Vögeln oder Mäusen nach, sondern körperlosen Schatten auf Fußboden, Wänden oder in der Wanne!

Frauchen erzählt, dass die merkwürdige Passion bereits bestand, als das wunderschöne weiße – und beständig brüllende - Baby bei uns einzog. Möglicherweise sei sie geweckt worden, vermutet Elke, weil die Züchter die kleinen Miezen wochenlang den Lichtpunkt eines Laser Pointers jagen ließen.

Auf jeden Fall hat unser Samt-und-Seiden-Beau es geschafft, seine Obsession in der Anfangszeit am Köcheln zu halten und, nach und nach, sein Frauchen erstens davon zu überzeugen, dass dieses Spiel für ihn nachgerade lebenswichtig war und Elke zweitens als Schattenschöpferin zu gewinnen.

Darüber hinaus hat er durchgesetzt, dass bestimmte Situationen als Schattenjagdzeit institutionalisiert wurden. So tauchte er Monate lang auf, wenn ich – am Waschbecken neben »seiner« Badewanne! – mir die Zähne bürsten wollte, und ich hatte viel Mühe, ihm am Ende klar zu machen, dass ich zu blind war, um weiter sein Spiel mit ihm zu spielen.
Wenn Elke ins Bett ging, wartete er schon auf seine Dosis »Schattenjagd« – und jaulte furchtbar, wenn sie ihm vorenthalten wurde.

Das Spiel ist sehr einfach: Man bringt einen Arm oder eine Hand in den Lichtkegel einer Lampe. Die entstehenden Schatten lässt man auf die Katze zuwandern, vor ihr anhalten, herumzappeln, sie »attackieren« oder Reißaus nehmen.

Der gröbste Fehler, den man machen kann, besteht darin, zu glauben, eine Katze, die zunächst gelangweilt tut, sei an dem Spiel tatsächlich nicht interessiert.

Eins habe ich bei der Angelegenheit leider nicht durchschaut: Ist Shirkans Wut, ob der Tatsache, dass seine Beute immer schon entkommen ist, wenn er sie denn endlich gefangen zu haben glaubt, echt? Oder weiß er ganz genau, dass er, quasi als Pantomime im Ganzkörperfellkostüm, lediglich substanzlosen Schatten nachstellt, die man nicht schnappen kann, und schauspielert seinen Frust nur? Zutrauen würde ich es ihm.

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Re: Depeschen von der Dreierbande von Gerd Schuster

Beitragvon LaLotte » 01.08.2014 19:34

Wer weiß das schon? :wink:

Bei dieser Depesche bin ich schon in Zeile zwei voll und ganz auf meine Kosten gekommen.
shirkan hat geschrieben:die Krallen klötern
:s1967: :s1968:
Liebe Grüße
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Beitragvon shirkan » 07.08.2014 22:57

Depesche 057 Eine bandeninterne Umfrage

Als ich von Sitas selbst auferlegter Fitnesskur berichtete, habe ich es unterlassen, zu erwähnen, was der Rest der Dreierbande darüber denkt. Das sei hiermit nachgeholt. In dem Bestreben, die Aussagen von Shirkan und Rani möglichst wenig zu verfälschen, habe ich sie im O-Ton wiedergegeben und nur leicht gestrafft oder gekürzt.

Shirkan: Also, ich habe wirklich keine Lust, mich auch nur am Rande mit den Verzehrgewohnheiten und dem Trimm-Dich-Programm der Dicken zu befassen. Ich habe vollauf genug mit meinem seidigen Fell - Waschen, Anti-Splitting, Glanzverstärkung, Fülle-Spülung, Weißtönung, meiner Elvis-Tolle, Pediküre - und so weiter und so fort zu tun. Schönheit fällt einem nun einmal leider nicht in den Schoß; man muss sie sich erwerben!

Außerdem betrachte ich es als Zumutung, mir über das Wohl und Wehe von jemanden meinen schönen Kopf zerbrechen zu sollen, der auch nicht den Hauch von ernährungsphysiologischer Disziplin besitzt und alles in sich hineinschlingt, als sei er keine Katze, sondern ein Schaufelbagger an einer Autobahnbaustelle! Ich für meine Person rühre dieses Bonbon-Giftzeug nicht an, das man Krethi und Plethi vorsetzt – und bei dem niemand weiß, welche Horror-lngredenzien in ihm stecken! Ich speise nur ausgewähltes Nassfutter bester Provenienz!

Die Rennerei finde ich kindisch und gefährlich für Dritte, die bei einem Zusammenprall mit der Wuchtbrumme Sita zermalmt werden könnten. Es ist nichts weiter als ein wohlfeiler Spaß für geistig anspruchslose Charaktere, die wie Sita vom Bauernhof kommen und keinen Stammbaum besitzen!

Ansonsten ist zu vermelden, dass wir drei Katzen eine zufriedenstellende Form des Zusammenlebens gefunden haben. Ich treffe Sita eigentlich nur an der Futterstelle in der Küche und auf Herrchens Schreibtisch, und dank meiner vornehmen Zurückhaltung gibt es kaum je Streit. Was will man mehr?

Rani: Am Anfang hatte ich schreckliche Angst vor der dicken Tante. Sie war ein Berg, stark wie ein Rottweiler, und sie hatte Augen wie Wagenräder und Tatzen größer als mein ganzer Kopf. Sie hasste mich und fauchte jedes Mal, wenn ich ihr unter die Augen kam. Es war, als lebte ich mit einer Dampfmaschine zusammen! Aber einer, die statt Wasserdampfwölkchen nur Schmähungen ausstieß! Den ganzen Tag ging es: »Halbe Portion! Mickerling! Scheiß-Edelkatze! Ausländer! Missgeburt!, eingebildetes blaublütiges Aas! Verschwinde dahin, wo der Pfeffer wächst!« und so weiter ...

Ich kann mich gut an die Zeit erinnern, als Sita damit anfing, wie verrückt in Herrchens Zimmer herum zu galoppieren. Ich stand ein paar Mal mit Shirkan in der Tür und beobachtete aus sicherer Entfernung das wilde Treiben. Wir waren beide platt, wie viel Jagdeifer und urwüchsige Energie noch in der dicken Tante steckten. Gleichzeitig waren wir ob der Überflüssigkeit des Ganzen erschüttert: Warum Bonbons hinterher rasen, wenn sie fünf Minuten später auf die gewohnte Weise serviert werden würden, und man sie sich dann in aller Ruhe auf der Zunge zergehen lassen konnte?

Mit der riesigen Sita habe ich eine Art Waffenstillstand geschlossen. Das war aber nur möglich, weil ich ihr gezeigt habe, dass meine Krallen zwar klein, aber nadelspitz sind - und schnell wie der Blitz! Sita hatte mich einen ganzen Tag herumgeschubst, mir Ohrfeigen verpasst, mich vom Futter weggedrängt und mich angefaucht, als mir plötzlich zu meinem Schreck die Pfote ausgerutscht ist. Es war wie das Duell David gegen Goliath, und ich habe fast so gut getroffen wie mein Vorbild aus der Bibel.
Sita hatte einen vertikalen roten Schmiss quer über dem rechten Auge. Sie war außer sich und wollte mich zerquetschen, aber da holte sie sich ihre zweite Blessur. Sita war stärker, aber ich war schneller ...

Seit Sita die Pfoten von mir lässt, haben wir uns ganz gut zusammengerauft. Wir halten sogar abwechselnd an Herrchens Bett Wache, um nicht zu verpassen, wenn er aufwacht und seine Morgen-Leckerli verteilt. Das ist absolut eine Vertrauenssache, die man nur Freunden übertragen kann!

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Beitragvon shirkan » 15.08.2014 16:28

Depesche 058 Shirkans unzerstörbares Gute-Laune-Spiel

Unser atemberaubend schöner Blauaugen- und Samt- und Seide-Kater liegt an der Innenseite der WC-Tür auf dem Rücken und ist bester Laune. Mit den Vordertatzen dirigiert er spielerisch eine ungefähr aprikosengroße Kugel aus zusammengeknüllter Alufolie, die an einer Schnur von der Türklinke herabhängt, in geometrische Kurven und Schwünge. Wenn ihn die Parabeln und Ellipsoide ermüden, stoppt er das Spielgerät, indem er es auf seine Krallendolche spießt. »Na, wie mache ich das? Bin ich nicht ein zweiter Rastelli?« fragt sein Blick.

Die schwingende Kugel, mit deren Hilfe die Stubentiger sich die Wartezeit anlässlich der für ihre Verhältnisse unendlich langen Sitzungszeiten verstopfter Menschen versüßen können, ist eins unserer ältesten und beständigsten Katzenspielzeuge. Dabei hatte das Frauchen dem Katzenpendel schon während seiner Fertigung vor sieben Jahren eine extrem kurze Lebensdauer vorausgesagt. Was wiederum den Konstrukteur – mich – dazu trieb, besonders viele Sicherheitspatente zu ersinnen und die dicke Kordel mehrfach um den Kern der wachsenden Kugel zu winden sowie die Alufolie-Lagen darüber besonders nachdrücklich festzuquetschen.

Wie man sieht, hat sich der Aufwand gelohnt ...

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Re: Depeschen von der Dreierbande von Gerd Schuster

Beitragvon LaLotte » 15.08.2014 17:19

Was dem einen sein Wollknäul, ist des anderen Alukugel 8)
Liebe Grüße
Dagmar



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