Depeschen von der Dreierbande von Gerd Schuster

Ob dramatisch, trivial, spannend oder emotional: Erzählungen von und mit Katzen
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shirkan
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Depeschen von der Dreierbande von Gerd Schuster

Beitragvon shirkan » 21.08.2014 20:16

Depesche 059 Ein Kater räumt auf

Frauchen Elke liebt ihre Miezen über alles. Nichtsdestotrotz packt sie aber ab und zu ein bei passionierten Felidenfreunden grassierender Zorn, der berüchtigte Katzenhalterkoller, und sie wirft der Dreierbande Wörter an ihre hübschen Köpfe, die gemeinhin zur Charakterisierung rosig-grunzender Rüsseltiere mit Ringelschwänzen und Schlappohren dienen.

Mit anderen Worten: Elke explodiert, wenn unsere Stubentiger sich so aufführen, wie man das gemeinhin den Hausschweinen nachsagt. Wenn sie ihr Futter aus den Näpfen zerren und über den Küchenboden verteilen, ihre Würste neben die Toilette fallen lassen, deren Streu in der ganzen Wohnung verteilen, anderthalb Meter lange braune Streifen auf den Wohnzimmerboden zaubern oder sich an einem einzigen Tag fünf Mal übergeben – auf den Teppich natürlich!

So nimmt es nicht weiter Wunder, dass Elke mit dem Schlimmsten rechnete, als unser weißer Kater sich diese Woche anschickte, ihr beim Putzen von Brechböhnchen zu assistieren.

Doch der Beau war weit davon entfernt, das Gemüse durch die Küche zu wirbeln; bescheiden nahm er sich drei der Hülsenfrüchte, die Elke aussortiert hatte, und begann damit zu spielen.

Mit einem misstrauischen Auge beobachtete das Frauchen, wie der Kater immer mehr in Fahrt kam, Tatzen und Böhnchen wirbeln ließ und schließlich eine der Schoten vom Tisch auf den Fußboden schoss. Brach jetzt der Damm zum Katzentobsuchtsanfall? fragte sie sich zag.

Nichts brach. Das Chaos blieb aus. Shirkan sprang mit der ihm eigenen unbeschreiblichen Grazie vom Küchentisch, packte die Hülsenfrucht mit den Zähnen, hechtete mühe- und lautlos wieder hoch und spielte ruhig weiter.

Es war unfassbar, aber er hatte aufgeräumt!

Ich kann all die ungläubigen Fragen hören, die jetzt in vielen Lesern aufsteigen wie Gasbläschen im Sektglas: Nein, er schoss die Bohne nicht unter den Kühlschrank und versuchte dann, sie mit viel Gekratze und Gejaule wieder hervorzuholen! Ja, er trug tatsächlich zur Verbesserung der Ordnung bei! Nein, er brachte die anderen Schoten nicht durcheinander!

Ja, das ist die reine Wahrheit!


shirkan
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Depeschen von der Dreierbande von Gerd Schuster

Beitragvon shirkan » 04.09.2014 17:00

Depesche 060 Das Trommler-Duett

An der Tür zum Küchenbalkon herrscht zu den Wachzeiten der Dreierbande – die dadurch, dass unser kapriziöser Kater tagsüber oft nicht schläft, sondern ruhelos herumstreicht, fast rund um die Uhr reichen – meist reger Betrieb. Wenn keine Katze frische Luft genießen möchte, drängt mit Sicherheit eine andere darauf wieder ins Warme treten zu dürfen. Das arme Frauchen ist ständig auf dem Sprung.

Genügen die herkömmlichen Maßnahmen der Katzen, Aufmerksamkeit zu erregen (als da wären Dauerstarren, Fernhypnose und Gedankenübertragung) einmal nicht, Elke vom Malen abzubringen, sind die Samtpfoten genötigt, nach Menschenart anzuklopfen.
Dazu stellen sie sich auf die Hinterbeine, machen ein Hohlkreuz, strecken die Arme in die Höhe und pochen mit den Pfoten. Dabei sehen sie aus wie zwergenhafte Fensterputzer oder Tapezierer im Pelzmantel.

Diese Woche war Elke ein Schauspiel ganz besonderer Art vergönnt. Stakkato-Geklopfe ließ sie von der Staffelei aufschauen – und da standen Rani und Shirkan Bauch an Bauch an der Glastür, der eine innen, die andere außen, und hämmerten aus Leibeskräften aufeinander ein!

Elke sagt, das kleine Grauchen und ihr schneeweißer Onkel seien ganz aufgeregt gewesen. Ich glaube, die beiden Katzen fühlten sich bei dem Hinter-Glas-Duell an die scheußlichen Spiegelschlachten erinnert, die sie in ihrer Jugendzeit bis aufs Blut gefrustet hatten, weil der Gegner hinter der Glasscheibe immer schon im Voraus wusste, was man sich gerade an Angriffsfinten ausgedacht hatte und man deshalb nie, nie, nie gewinnen konnte ...

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Re: Depeschen von der Dreierbande von Gerd Schuster

Beitragvon LaLotte » 04.09.2014 22:18

Das war bestimmt ein Bild für die Götter 8)
Liebe Grüße
Dagmar

shirkan
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Depeschen von der Dreierbande von Gerd Schuster

Beitragvon shirkan » 11.09.2014 11:15

Depesche 061 Sitas Selbstvertrauen wächst weiter

Schon mehrfach hatte ich das Vergnügen, an dieser Stelle darüber zu berichten, wie unsere vollschlanke Sita die Traumata der Vergangenheit nach und nach abschüttelt und niederkämpft. Es ist herzerfrischend, mitzuerleben, wie sie langsam, aber sicher wieder eine komplette Persönlichkeit wird mit Selbstwertgefühl und Ego.

Sita hat ja schon mehrfach das Verlangen gezeigt, in Frauchens Bett zu steigen und dort zu bleiben und hat sich diese Sehnsucht an mutigen Tagen auch schon ein paar Mal erfüllt, allerdings nur ansatzweise und mit Zittern und Zagen.

Seit längerer Zeit wirkt Elkes Bett offenbar wieder wie ein Magnet auf Sita. Sie schnitt mich und mein Schlummergemach total und schlief am Fußende der ersehnten Lagerstatt, aber nicht in den Kissen, sondern auf dem Fußboden unmittelbar davor. Elke dachte sich nichts dabei – die Stubentiger sind ja als notorische Dickköpfe bekannt, die sich nur sehr ungern reinreden lassen.

Eines Nachts aber, als sie vom Klo zurückkam, redete sie unsere Dickmadame doch an, die sie mit ihren großen grünen Augen aufmerksam fixierte. »Du musst doch nicht immer so unbequem daliegen!«, sagte sie freundlich, »komm doch ins Bett, Kätzchen!«

Eine halbe Stunde später machte es »PLUMPS!« und Sita hatte die Einladung angenommen. Sie war überglücklich, dass sie ihre Ängste überwunden hatte, trampelte ungestüm und schnurrte laut.

Die Katze fühlte sich dermaßen wohl, dass sie neun Stunden blieb und sich noch in den Kissen aalte, als ihr Frauchen längst aufgestanden war ...

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Re: Depeschen von der Dreierbande von Gerd Schuster

Beitragvon LaLotte » 11.09.2014 18:46

Wie schön :D
Klasse, mutige Sita :s1942:
Liebe Grüße
Dagmar


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Re: Depeschen von der Dreierbande von Gerd Schuster

Beitragvon shirkan » 21.09.2014 22:17

Liebe Leserinnen und Leser,

es folgt eine hoffentlich kurze depeschenlose Zeit, da es Gerd im Moment nicht so gut geht.

Ich hoffe, dass es mir gelingt, ihn trotz seiner gesundheitlichen Schwierigkeiten soweit zu motivieren, dass er Fortsetzungen verfasst.

Wer gerne Texte von Gerd Schuster liest, dem kann ich gewissermassen als Ersatz schon ein neues Ebook ankündigen: »Geisterschiff«, das noch dieses Jahr erscheinen soll.
Infos über den Inhalt (diesmal kein Katzenbuch) folgen rechtzeitig.

Außerdem setze ich nach der Veröffentlichung des Abenteuerromans meine Beiträge zu »Wie es begann ...« fort, da wir neue Erfahrungen mit Neobooks gesammelt haben.

M. Schneider

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Re: Depeschen von der Dreierbande von Gerd Schuster

Beitragvon LaLotte » 21.09.2014 22:49

Bitte richte Gerd meine Genesungswünsche aus :s2445:
Ich hoffe, es geht ihm bald wieder besser!
Liebe Grüße
Dagmar

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Re: Depeschen von der Dreierbande von Gerd Schuster

Beitragvon shirkan » 22.09.2014 09:14

Herzlichen Dank.

Werde die Grüße umgehend weiter leiten ...

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Depeschen von der Dreierbande von Gerd Schuster

Beitragvon shirkan » 09.10.2014 21:42

Depesche062_P1100090.jpg
Depesche 062 Shirkan braucht Geleitschutz

Zunächst hatte ich keinen Schimmer, was Shirkan mit seiner neu erdachten Pantomime bezweckte, oder, falls er mir durch sie etwas mitteilen wollte, wie die Botschaft lautete. Er hopste ständig mit bedeutungsschwangerer Miene auf den Fußhocker meines Radiosessels und trampelte auf meinen dort abgelegten Unterschenkeln herum, was normalerweise eine Aufforderung zum Streicheln ist. Er sprang aber weg, wenn ich mich aufsetzte und pflichtschuldig die Liebkosehand nach ihm ausstreckte.
Er nahm dann in »sicherer« Entfernung Platz und fixierte mich unverwandt und durchdringend mit seinen vergissmeinnichtblauen Kulleraugen. Das bedeutet im Regelfall »mitkommen, Futter geben«. Aber das konnte nicht sein, weil Frauchen in der Küche, wo das Futter war, hantierte, was sie laut eherner Dreierbanden-Tradition automatisch zum Futtermeister vom Dienst machte. An sie musste sich der Kater wenden, wenn ihm der Magen knurrte, wie er das seit Jahren mit großer Routine und noch mehr Gebrülle tat.
Irgendwann war ich den Rabatz satt und hievte mich, ächzend wie ein Achtzigjähriger, in die Höhe (die Menisken in meinem linken Knie sind nach einem typischen Blinden-Sturz kaputt), um dem Quälgeist zu folgen und abzuklären, was er im Schilde führte. Der Katzen-Beau lief vor mir her, wie erwartet zur Küche. Dabei verharrte er immer wieder und schaute nach mir, um sicherzugehen, dass ich auch wirklich folgte.
Frauchen war erstaunt und auch ein wenig verärgert, dass ich an ihrem Herd quasi als Rechtsbeistand Shirkans auftrat, um dessen Verpflegungswünsche einzuklagen, als werde er zu kurz gehalten. »Er war ja überhaupt nicht da, als ich das letzte Mal gefüttert habe!«, sagte sie beleidigt.
Damit stehen wir wieder einmal vor einem der vielen Rätsel, die die verschwiegene Katzenmeute der Minderzahl beobachtender und denkender Dosenöffner aufbürdet. Fehlte es dem Kater auf einmal an dem zum Essen fassen nötigen Selbstvertrauen? Wollte er lediglich verifizieren, ob er es noch schaffte, das Herrchen trotz lädierten Knies durch die Wohnung zu treiben? Hatte er mich – vielleicht beim samstäglichen Tartar-Schlemmen so ins Herz geschlossen, dass er nicht mehr ohne mich speisen wollte? Hatte er auf einmal Angst vor dem Frauchen? Drückte ihn die Last des Lebens so, dass ich meine Antidepressiva mit ihm teilen sollte?
Was immer der Grund, gestern und heute hat der Kater mich sogar aus dem Schlaf gerissen, um nicht ohne Begleitschutz in die Küche treten zu müssen. Aber nicht er wurde von der gereizten Elke angeschnauzt, (die Shirkans Marotte insgeheim als Misstrauensvotum auffasst), sondern ich ...
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Re: Depeschen von der Dreierbande von Gerd Schuster

Beitragvon hildchen » 09.10.2014 21:57

Oh - wollte Shirkan vielleicht sicherstellen, dass auch sein Herrchen anständiges Futter bekam? :lol:
Mein einziger Vorsatz für 2020: Ich will mir nicht mehr alles gefallen lassen!

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Beitragvon shirkan » 16.10.2014 10:24

Depesche063_L1070280.jpg
Depesche 063 Sitas Traute wächst weiter

Meine füllige Oberkatze Sita macht ungeachtet ihres Alters von immerhin rund sechzehn Jahren weiterhin galaktische Fortschritte bei ihrer Befreiung von gusseisernen alten Ängsten und Traumata. Insgeheim vergleiche ich sie schon länger mit dem einst weltberühmten Entfesselungskünstler Houdini. Wobei es einen gewaltigen Unterschied in der Wirkung der Shows der beiden Selbstbefreiungsartisten gibt: Während Houdinis Taten verblüfften, schenken Sitas Siege ihr und uns Glück.
Ich habe bereits berichtet, wie Sita sich nach jahrelangen Kampf und zahllosen Niederlagen endlich eine Minute lang in das ersehnte Kuschelbett von Frauchen wagte, wie sie – stets in scheuer Distanz, aber hoch beglückt und laut schnurrend, am Fußende des Bettes – lag und wie sie ihre Verweildauer immer weiter ausdehnte, bis sie schließlich sogar liegen blieb, wenn Elke aufstand.
Gestern fiel wieder eine Hemmung. Elke berichtet, dass Sita wie üblich am Fußende aufs Bett sprang und dies Wagnis mit Trampeln und extralautem Schnurren feierte; dass die füllige Katzendame sich aber nicht an Ort und Stelle ins Federbett kuschelte, sondern eine Expedition zu Frauchen unternahm. Sie strahlte Elke aus nächster Nähe an, sagte ein paar freundliche Katzenwörter, ließ sich den Kopf streicheln und marschierte wieder ans Fußende zurück, wo sie sich höchst zufrieden niederlegte.
Welche innere Mauer wird als nächstes fallen frage ich mich manchmal. Und dann denke ich mit einer Zähre im Knopfloch, wie schön es wäre, wenn IHRE Feline Majestät auch mal eine Pfote in mein Bett setzen würde.
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Re: Depeschen von der Dreierbande von Gerd Schuster

Beitragvon LaLotte » 19.10.2014 19:18

Die Depeschen, in denen Sita weitere Mauern einreißt, sind mir fast die liebsten! Ich freu' mich für Sita und für euch :s1957:
Liebe Grüße
Dagmar

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Beitragvon shirkan » 23.10.2014 19:43

Depesche 064 Wenn Katzen explodieren ... Teil 1
Elke sitzt am Küchentisch und arbeitet für den Ostermarkt. Gerade malt sie mit haarfeinem Pinsel eine freche rote Katze auf ein ausgeblasenes Hühnerei. Das Katzenkonterfei ist sehr präzise und lebensecht, und man sieht, dass die Künstlerin hoch konzentriert zu Werke gehen muss. Andächtig und offenbar mit angehaltenem Atem und gedämpftem Schnurren verfolgen drei Stubentiger den kreativen Prozess. Der weiße Shirkan, der, zugegebenermaßen ein wenig schläfrig, auf dem Stuhl neben seinem Frauchen ruht, die kleine graue Rani, die es wieder einmal geschafft hat, ihren petiten Körper auf der Tischplatte vor Elke millimetergenau zwischen halbfertigen Ostereiern, Pinseln, Farbschalen und dem Malwasserglas einzupassen, und die dralle Sita, die mit ein wenig Abstand zu Töpfen und Tiegeln total entspannt auf der Seite liegt wie eine stämmige Münchner Bierzeltbedienung auf einer Nackerten-Wiese im Englischen Garten.
Plötzlich rummst und poltert es laut. Ein großes hölzernes Schneidebrett, das zum Abtropfen auf der Spüle stand, hat sich selbständig gemacht, ist umgefallen und mit dröhnendem Bumms auf die Edelstahlfläche geknallt. Elke erschrickt, und die Katzen sind allesamt weg. Sie sind verschwunden. Haben sich wie durch einen Zauber in Luft aufgelöst! Und das mit einer derartigen Reaktionsschnelligkeit und Geschwindigkeit, dass man als fürbass erstaunter Beobachter zunächst glauben möchte, auf einen digitalen Video-Spezialeffekt hereingefallen zu sein.
Nichts da, sagt Elke. Die Katzen seien, wie das ihre Art sei, »explodiert«.
Tatsächlich sind keine Tricks im Spiel. Sita, Shirkan und Rani haben sich eines Fluchtreflexes bedient (oder vielmehr er sich ihrer!), dem im Verlauf der Jahrmillionen unzählige Feliden im Kampf ums Dasein ihr Überleben verdanken.
Er ermöglicht es Ozelots, Panthern und Pumas, aus dem Tiefschlaf praktisch ohne Verzögerung auf eiligste Flucht umzuschalten, also schon zu rennen, wenn wir Menschen uns noch verschlafen die Augen reiben würden und nicht geschnallt hätten, dass Matthäi am Letzten war.

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Beitragvon shirkan » 30.10.2014 19:24

Depesche 065 Wenn Katzen explodieren ... Teil 2

Wie schnell die Samtpfoten sind, vergisst man leicht, wenn man sie hauptsächlich auf dem Sessel schlafen oder am Schüsselchen schmatzen sieht. Sie sind ganz zweifellos Hochleistungssprinter!
Nur einmal habe ich Vergleichbares an tierischer Schnelligkeit und Reaktionszeit erlebt. Es war in einer gammeligen Gästehütte eines Tiger-Reservats im nordindischen Bundesstaat Madhya Pradesh. Zu meiner Verblüffung war die ganze Gegend noch nicht elektrifiziert, sodass nachts, wenn die Kochfeuerchen ausgebrannt waren, rußige Schwärze herrschte, Finsternis und leider auch Backofenhitze von über 45 Grad.
Ich stellte gerade fest, dass die Dusche in meiner Hütte nur Zierrat war, denn sie tröpfelte kaum, da kam eine untertassengroße Vogelspinne an der Wand heran gewandert, wohl, um diesen so auffallend hellhäutigen nackten Corpus zu inspizieren. Ich griff mir einen Schuh, wartete, bis das scheußliche Wesen unter den Absatz meiner Waffe gestelzt war, und schlug mit aller Kraft zu. Wohlgemerkt: Das schwarz-haarige Monster war nur etwa vierzig Zentimeter entfernt!
Die Schuhsohle knallte an die Wand, dass die Hütte beinahe eingestürzt wäre.
Ich schaute mich vorsichtig um – weder eine zerschmetterte Spinnenleiche war zu sehen noch ein unbeschädigtes Krabbeltier! Die Vogelspinne war geflohen, und zwar so schnell, dass sie für mich unsichtbar geworden war!

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Beitragvon shirkan » 06.11.2014 17:18

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Depesche 066 Sita macht weiter Fortschritte

In immer kürzeren Abständen feiert Sita, die Chefin unserer Dreierbande, neue Höchst- oder Erstleistungen in ihrem Kampf gegen alte Ängste, Traumata und Hemmungen, letzte Premiere war gestern. Elke berichtet, dass Sita aufs Bett sprang und an ihr hoch robbte, wie stets laut schnurrend und heftig trampelnd, nach Erreichen der höheren Sphären aber keineswegs sofort wieder umkehrte und sich ans Fußende verzog, sondern sich mit allen Anzeichen des Glücks und der Begeisterung niederließ und zehn Minuten »ganz oben« bei Frauchen verbrachte.
Ich werde die Erinnerung an die Sita der Anfangszeit vor acht Jahren nicht los. Es war eine Art von Folter, mitansehen zu müssen, wie die große und damals noch schlanke Katze aus dem Tierheim von ihren Teufeln durch meine Wohnung gehetzt wurde, wie sie immer rennen musste, weil sie offenbar glaubte, ihr sei es verboten, unseren Fußboden mit ihren Tatzen auch nur zu berühren.
Es war viel Liebe nötig, die Katze zu heilen; aber es hat sich mehr als gelohnt, denn Sita schenkt uns fast täglich neues Glück.
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Zuletzt geändert von shirkan am 05.03.2015 11:13, insgesamt 1-mal geändert.



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