Depeschen von der Dreierbande von Gerd Schuster

[hildchen]

Köstliche Geschichten!
Sita hat starke Ähnlichkeit mit meiner Lilly - oben getigert, unten weißlich, und die gleiche Rubensfigur und die selbe Verfressenheit.
Ich freue mich schon auf weitere Depeschen.

[LaLotte]

Ich liebe es, wenn es jemand versteht, wie Gerd Schuster, mit Sprache umzugehen!
Ja,

Irgendetwas scheint ihnen zu sagen, dass es ein Frevel ist, nicht auf den Teppich zu erbrechen!

und ja

vielleicht sogar, dass eine Entleerung im trauten Rund eine freundliche Geste darstellt, mittels derer eine Katze den Zweibeinern ihre Zuneigung signalisieren kann.

, da ist was dran

[shirkan]

hallo liebe leserinnen cat.s-eye und Khitomer,

auf nachfrage bei den schusters kann ich folgende schiedsrichter-antwort bzgl. der abgebildeten katzen geben:
Sita: Gross/dick und gemustert! Shirkan: Weiss! Rani: Grau!
also sind auf dem bild sita und shirkan.

liebe depeschen-leserin lalotte,
gerd schuster war mein klassenkamerad in der oberstufe des gymnasiums in den 60er-jahren.
wenn deutsch-klassenarbeiten zurückgegeben wurden, was hatte da gerd für eine note? ... gähn, langweilig ... natürlich eine sehr gut.
wenn der fachlehrer ab und zu seine arbeit vorlas, dann war alles langweilige weg - tolle geschichte, begeisternde sprache usw. neidlose anerkennung von allen !!!
wenn er dann uns jungen kerlen (wir waren noch eine der letzten reinen jungs-klassen) eine von seinen reportagen (z.b. direkt aus dem schlachthof limburg) für die faz mitbrachte, konnten wir nur über diese storys staunen und begeistert lesen.
heute ist sein schreibstil noch um viele nuancen reicher und lebenserfahrener geworden.
weil er ja in der zwischenzeit fast vollständig blind ist und viele zusätzliche einschränkungen hat, aber nach wie vor schreiben kann, habe ich gerne aus alter freundschaft die aufgabe übernommen, seine katzen-bücher und die depeschen interessierten katzenfreunden nahezubringen.
also keine angst, die depeschen gehen munter weiter ...
und wem das zu langsam ist ... fünf bücher von ihm sind zum überbrücken da ...

[hildchen]

Weil ich von seinem Schreibstil auch sehr angetan bin und das Ela-Buch mit Freude gelesen habe, habe ich mir gerade "Der Professor mit dem Katzenfell" heruntergeladen und freu mich aufs Lesen.

[shirkan]

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Depesche 015 Shirkan und die Balkontür

Shirkan ist nicht nur schön, sondern auch, wie kurz erwähnt, ein Meister im Tanzen, Singen, Schweifkunstwedeln sowie ein 5–Sterne–Empfangschef von eigenen Gnaden, um nur einiges zu nennen. Als brillanter Kopf ist er bisher nicht aufgefallen, aber genauso wenig als vernagelt. Nur an der Tür des großen Balkons haben mich schon Zweifel beschlichen, ob unser Herzensbrecher nicht viel zu schön ist, um klug zu sein. Mit einer Beharrlichkeit, die ihresgleichen sucht, wartet unser Kater nämlich immer auf der falschen Seite, um an die frische Luft gelassen zu werden – rechts, wo die Tür angeschlagen ist.

Ich habe ihn schon tausend Mal nach links dirigiert oder mit halb offenem Türflügel gewartet, bis bei ihm der Groschen gefallen war und er einen Linksschwenk gemacht hatte.

Nach dem 1001. Mal habe ich die Sache gründlich durchdacht. Shirkan war nicht auf den Kopf gefallen; etwas anderes musste ihn verwirren. Ich zog los und schaute mir die Türen in unserer Wohnung an und hielt fest, wie sie sich öffneten. Das Resultat: Es gab zwölf Türen, die auf vier verschiedene Arten aufzuklappen waren. Vier waren rechts angeschlagen und gingen nach innen auf, vier identisch angeschlagene nach außen. Vier waren links angeschlagen. Von ihnen öffneten zwei nach innen, zwei nach außen.

Ich fand das dermaßen verwirrend, dass ich beim Zählen zweimal von vorne anfangen musste. Welche Chance hat da ein Kater? (Obwohl bei allem Wohlwollen darauf hingewiesen werden muss, dass Shirkan mit der überwiegenden Mehrzahl der Türen nie etwas zu tun hat und er sich längst hätte merken können, wie sich die beiden wichtigsten Türen in seinem Leben, nämlich die der Balkone, für ihn öffnen!)

[LaLotte]

Womöglich möchte seine Herrlichkeit mit Hilfe dieser List den Anschein aufrecht erhalten, es habe ihn eine Eskorte zur Tür begleitet

[shirkan]

interessante interpretation. werde es an gerd weiter leiten. klingt überzeugend

[cat.s-eye]

...
auf nachfrage bei den schusters kann ich folgende schiedsrichter-antwort bzgl. der abgebildeten katzen geben:
Sita: Gross/dick und gemustert! Shirkan: Weiss! Rani: Grau!
also sind auf dem bild sita und shirkan. ...

Is ja gut, is ja gut, ich hab's kapiert! Ich spring immer zum ersten neuen Beitrag und bin überhaupt nicht auf die Idee gekommen, dass die vorigen Depeschen auch mit Fotos versehen wurden. Und Shirkans Farbe hatte ich mir so weiß wie das Weiß bei Sita vorgestellt, daher der Trugschluss.

Foto-Gucken hab ich jetzt nachgeholt: Die sind ja allerliebst allesamt ! Und jetzt muss ich die neueste Depesche nachlesen

[shirkan]

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Depesche 016 Sitas dicke Tricks

Im Zuge meiner Meldungen von der Katzenfront ist bereits zur Sprache gekommen, dass Sita beim Mahle mit dem Rest der Bande nicht vor Schubsern und ähnlicher mehr oder weniger sanfter körperlicher Gewalt zurückschreckt, um sich Futter zu verschaffen, das nicht für sie vorgesehen war. Wir versuchen alles, um ihre Nahrungsaufnahme in Grenzen zu halten – was nicht einfach ist, denn überall, wo Kalorien abzustauben sind, taucht unsere gewichtige Madame auf.

Jetzt hat sie uns gezeigt, dass sie es nicht nur versteht, sämtliche Taktiken des Futterversteckens (etwa das Schüsselchen für die kleine Rani auf die Anrichte verschwinden zu lassen) zu durchkreuzen, sondern auch gewieft ist in psychologischem Ränkespiel.

Ein Beispiel: Rani, die bei der Essensausgabe nicht selten zu kurz kommt, wird bei mir in meinem Arbeitszimmer immer mit Katzenkuchen bedient, wenn sie sich für entgangenes Nassfutter schadlos halten will. Allerdings purzeln die leckeren Bonbons nur, wenn Sita nicht rein zufällig ebenfalls auf der Matte steht. Madame hat verstanden und reagiert, was sich so äußert: Die filigrane Rani besucht mich und gibt Köpfchen. »Hunger, Herrchen!« Ich schaue mich nach Sita um, warte einen Moment, ob die Madame nicht doch noch ins Zimmer trippelt. Aber die Luft ist rein, und ich reiche der Kleinen das erste Leckerli.

Kaum aber hat Rani ihr viertes oder fünftes Bonbon weggeknuspert, ist auf einmal Sita da (die um die Ecke herum gewartet hat) und schaut mich mit ihren schönen grünen Augen traurig und ein wenig vorwurfsvoll an. »Und ich?«, sagen die Augen. »Hast du wirklich nur für Rani Bonbons?«

Ich bin in flagranti ertappt, der Untreue überführt, kompromittiert. Und was tue ich? Ich reiche Sita ein paar Bonbons – als Seelentrost und Liebesbeweis. Ganz so, wie sie es geplant hat.

[Khitomer]

So könnte sich das bei uns auch abspielen, nur dass ich etwas "hartherziger" bin. Ich nehm' dann Pelle auf den Arm und sag ihm, dass ich ihn trotzdem gern hab.

[shirkan]

Depesche 017 Busy Cats

Rani biegt aus meinem Arbeitszimmer schwungvoll in den Flur. Ich begrüße das süße kleine Tigerchen mit einem Kosewort, ernte aber keinerlei Reaktion. Das Kätzchen trabt an mir vorbei, Konzentration ist in ihr Gesicht geschrieben. Es sieht aus, als hätte unser Zuckerschnäuzchen einen wichtigen Termin mit ihrem Anlageberater.

Gleichermaßen belustigt und beeindruckt (würde ich einen 20–Meter–Koloss, der mir begegnete, so souverän ignorieren können?) schaue ich ihr hinterher. Sie biegt ins Wohnzimmer ein.

Ich will mich gerade abwenden und meinen Weg fortsetzen, da kurvt Shirkan aus dem Wohnzimmer in den Flur, Richtung Küche strebend. »Hallo, schönster Kater von Eppendorf!«, sage ich. Keine Reaktion, wo der Kater Lob sonst so mag! Aber, wer weiß, vielleicht muss er eine eilige Wertpapier–Order von Rani platzieren!

Als der weiße Kater hinter der Krümmung des L–förmigen Flurs verschwindet, taucht Sita auf. Auch sie ist schwer beschäftigt, wirft mir aber immerhin auf meinen Gruß einen kurzen Blick zu, bevor sie durch die Türspalte im Schlafzimmer verschwindet. Macht sie die Abrechnung?

[shirkan]

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Depesche 018 Shirkan, der Blumenfreund

Elke hat mir einen Strauß Pfingstrosen gekauft, und Shirkan ist begeistert. Er liebt alles Schöne und betet Blumen an. Rosen, Tulpen, Hortensien, aber Peonien verzücken ihn ganz besonders. Er stößt sein Näschen in die großen vollen Kelche und schnüffelt. Dieser Duft – himmlisch!

Im Rausch beißt er nach den Blättern, zerrt und zupft, umrundet die Vase fellnah wie Indianer eine Wagenburg, greift auch mit seinem Schweif zu, bis die schwere Bleikristallvase sich stotternd mitzudrehen beginnt.

Da greift Frauchen ein, die um das Heil ihres Arsenals von Fernbedienungen und ihr Smartphone fürchtet, denen Wasser nicht unbedingt gut tut, und stellt Shirkans Goldenes Kalb auf die Anrichte, wo kein Platz ist für den Ringeltanz des Katers.

Unser Beau ist beleidigt. Wo es beim letzten Pfingstrosenstrauß doch solchen Spaß gemacht hat, die vielen Blütenblätter mit dem Schweif herunter zu fegen!

[shirkan]

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Depesche 019 Shirkan und sein Personal

Der Sturmangriff erfolgt in der Morgendämmerung. Zahlreiche Füße trampeln plötzlich über mein Federbett und mich hinweg, der ich im Tiefschlaf liege, wo ich gerade eine freundliche und dazu ausnehmend schöne Asiatin kennengelernt habe. Der rücksichtslose Aggressor stolpert zwei oder drei Mal grob über meine Körpermitte, rückt dann an meiner linken Flanke vor, stachelt mir ins Gesicht und brüllt aus nächster Nähe »Määäh!« in mein Ohr. »Hunger!« hallt das Echo durch meine Hirnwindungen.

Kein Zweifel – Shirkan hat Appetit, stand vor leeren Näpfen und ist erbittert angetreten, seinem faulenzenden Personal Beine zu machen.

Nun sind Herrchen, von dem weißen Racker zum Dienstmann degradiert, und Ihre kätzische Durchlaucht, die Service wünscht, jedoch erkennen muss, dass die Dienerschaft in toto Sklaven der Trägheit sind, gleichermaßen übel gestimmt. Shirkan sitzt auf meiner rechten Hüfte, die er wie eine strategisch wichtige Anhöhe eingenommen hat; ich für meinen Teil tue so, als sei mir das entgangen.

Ein Stellungs– und Abnutzungskrieg entspinnt sich. Obwohl der Kater seine Pfoten hart und spitz wie Meißel macht, damit ich ihn auch ja spüre, schlafe ich zeitweise ein. Ich schnarche, wieder erwacht, wie ein kanadischer Holzfäller, und Shirkan gibt die Belagerung auf. Ich weiß aber, dass er nicht den Rückzug angetreten hat, sondern sich zu einer Finte entschlossen hat und vor dem Bett lauert.

Attacken und Defensivaktionen wogen noch eine ganze Weile hin und her. Dann stehe ich seufzend auf und gebe dem Kater (und Sita, die natürlich herbei trippelt) Futter. Hunde haben eben Herrchen, Katzen Personal.

[cat.s-eye]

Sooo gehört sich das!

Was für ein süßes Foto - dieser Unschuldsblick

[LaLotte]

Nun sind Herrchen, von dem weißen Racker zum Dienstmann degradiert, und Ihre kätzische Durchlaucht, die Service wünscht, jedoch erkennen muss, dass die Dienerschaft in toto Sklaven der Trägheit sind, gleichermaßen übel gestimmt.

*griiiins*
Dabei hätte Shirkan das alles gar nicht nötig. So, wie er auf dem Bild drein schaut, liest man ihm doch gerne jeden Wunsch von den Augen ab