"Autistischer" Kater

Katzenprobleme, Problemkatzen

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Mel
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"Autistischer" Kater

Beitragvon Mel » 19.10.2006 17:47

hallo,

ich habe zwar keine Problemkatze zuhause, dennoch würde ich gerne mein Anliegen hier einstellen.
Ich habe schon ein paar Fragen/Probleme geschildert und gute Hilfe bekommen, darum hoffe ich, dass mir auch dieses Mal jemand einen Tip geben kann.

Kurze Zusammenfassung: ich habe zwei Kater seit Ende August, beide sind 1,5 Jahre alt und aus dem Tierheim, Vorgeschichte unbekannt. Santoz hat sich ziemlich schnell super eingelebt und ist sehr menschenbezogen. Aus Jurij werde ich hingegen nicht schlau. Er war am Anfang sehr resolut, hat sich einmal die Wohnung angeschaut und hat abends dann auch gleich bei uns auf der Couch geschlafen. Wir haben gedacht: wow, das ging ja superschnell, aber irgendwie hat er sich seitdem kaum entwickelt. Er sucht kaum Kontakt, möchte nicht gestreichelt werden, starrt mich höchstens mal an, wobei ich mich in dem Moment immer frage, was er gerade denkt. Wenn es ums fressen ist er ganz klar dabei und abends kommt er zum schlafen auch gerne auf die Couch. Dann tretelt er auch immer (jeden Abend) an der Decke.
Das soll ja eigentlich ein Zeichen sein, dass er sich sehr wohl fühlt, ich habe bei ihm aber eher das Gefühl, dass in seiner Kindheit was schiefgelaufen ist, und dieses Verhalten ein Nachholbedürfnis oder so etwas ähnliches darstellt.

Also ich weiß nicht, wie ich richtig rüberbringen kann, was ich meine. Er ist überhaupt nicht auf den Menschen an sich bezogen. Wenn er auf der Couch kuscheln will, wäre es ihm wurscht, wer da liegt, ich oder jemand unbekanntes, er würde sich zu jedem legen.
Man kann zu ihm auch keinen Kontakt aufbauen. Wenn ich ihn anspreche, starrt er mich höchstens mal an oder reagiert eben gar nicht. Er streicht z.B. auch nie an meinen Beinen lang oder reagiert auf meine entgegengestreckte Hand (außer ich habe was zu essen, aber das haut er mir dann "krallen-voraus" aus der Hand :roll: ).
Wir haben uns schon gefragt, ob er vielleicht sowas wie geistig behindert ist.

Könnt ihr verstehen, was ich meine? Kennt ihr auch solche Katzen?
Mel
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Yonca
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Beitragvon Yonca » 19.10.2006 18:04

Hallo Mel,

so abnormal finde ich das Verhalten Deines Katers gar nicht. Katzen sind ganz unterschiedlich, manche sind sehr menschenbezogen, andere dagegen wieder gar nicht.

Bei meinen zwei Mädels ist das auch so ähnlich. Die eine kommt immer auf den Schoß gesprungen sobald ich mich aufs Sofa setze, ihre Schwester zieht sich hier auch eher zurück. Also lass Deinen Kater ganz in Ruhe und wenn er mag dann kommt er von selbst. Es ist halt nicht jede Katze eine Schoßkatze. Aber man sollte jedes Tier so nehmen wie es von Natur aus ist.

Schließlich sind wir Menschen ja auch ganz unterschiedlich, warum sollen es dann unsere Katzen nicht auch sein.
LG
Yonca mit den beiden Fellnasen Clarissa und Cherie
:pfote:
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Beitragvon Filou » 19.10.2006 20:17

kann jetzt dazu nichts sagen...hast du mal deinen TA darauf angesprochen?
Das letzte, was ich einer Katze nachsagen würde, ist Harmlosigkeit...von Edward Paley

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Beitragvon Mel » 19.10.2006 21:42

Also an Tierarzt habe ich jetzt noch nicht gedacht. Er ist ja gesund.
Ich finde halt den Kontrast so merkwürdig.
Einerseits kommuniziert er mit uns kaum, außer es geht ums Essen, andererseits geht er zu jederman, wenn ihm danach ist.
Neulich hatten wir die erste Feier seit die beiden da sind. Ich hatte etwas Bedenken, dass es den beiden vielleicht zuviel ist zwischen den ganzen Leuten.
Aber Jurij hat das gar nicht interessiert, er hat sich irgendwann auf den Stuhl hinter eine ihm völlig unbekannte Person gelegt und ist später auch einer Freundin auf den Schoß gehüpft.
Also ich weiß, das klingt eigentlich positiv, aber ich finde halt, dass er die Menschen um sich herum gar nicht als solche ansieht. Er kommuniziert nicht, sondern nutzt sie nur wie einen bequemen Stuhl.
Sorry, es ist irgendwie schwer zu erklären, wenn man es nicht selber anschaut.
Eine Freundin von mir, die auch lange eine Katze hatte, meinte auch, dass er sich komisch verhält.
Man kann auch gar nicht erkennen, ob ihm irgendetwas nicht passt, er hat keine eindeutige Körpersprache im Vergleich zu Santoz.
Wenn ich ihm beispielsweise etwas zu essen hinhalte, guckt er mich erst mit großen Augen an, kommt dann angerannt und schlägt es mir mit ausgefahrenen Krallen aus der Hand. Sehr schmerzhaft!
Mel

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Beitragvon Filou » 19.10.2006 21:55

na, dann stell ihm doch mal einem ta vor. das kann halt nur seine wesensart sein oder was anderes...lass es mal abklären. mich würde es interessieren was das sein könnte
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Beitragvon Fee » 19.10.2006 22:20

Hallo Mel,

- dem Tierarzt würd ich ihn auch mal vorstellen. Wirst ja sowieso mal zum Impfen müssen etc. dann kannst du das auch gleich besprechen.
- Tretelt er nur um sich einen bequemen Liegeplatz zu schaffe oder nuckelt er dabei auch?
- Die Art wie er dir sein Futter aus der Hand schlägt könnte schon auf eine schwierige Jugend deuten, aber ich bin keine Tierpsychologin...
- Yonca hat Recht, dass es einfach seine Wesensart sein könnte. Die Katze meiner Mutter kommt auch nicht schmusen. Das hat sie nur bei meiner Oma gemacht. Sie ist sehr Menschbezogen und spielt auch aber schmusen is nich. Sie schläft nicht mal auf dem Sofa wenn da ein Mensch drauf sitzt. Meine Mutter musst das wohl oder übel akzeptieren. Wenn es bei Jurij auch so ist, dass dies sein Wesen ist wird nichts anderes übrig bleiben als ihn so zu lieben wie er ist.
Liebe Grüsse von Fee mit Aurora und Rakgi

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die Katze ist das einzige vierbeinige Tier, das dem Menschen eingeredet hat, er müsse es erhalten, es brauche aber dafür nichts zu tun.
(Kurt Tucholsky)

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Beitragvon Mel » 19.10.2006 22:45

also dieses milchtritt ist ein allabendliches ritual, er schnurrt dabei auch sehr stark. zurechtrücken tut er die decke nicht, es geht ihm um das treteln an sich.
ich habe auch das gefühl, dass er es in seiner kindheit nicht so gut hatte (er kommt aus Moskau, ich weiß nicht, wie die tierheime in russland sind).
ich weiß auch nicht, wie ich das mit dem Schlagen behandeln soll.
ehrlich gesagt möchte ich meine finger nicht mehr aufs spiel setzen. vor drei tage erst hat er mich dermaßen erwischt, dass mir vor schmerz schwindelig geworden ist, und das nur weil ich ihm ein leckerli hinhalte. sonst schlägt er nie nach meiner hand, nur eben wenns um was zu essen geht.
Mel

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Suni
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Beitragvon Suni » 19.10.2006 23:17

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Zuletzt geändert von Suni am 03.10.2011 22:05, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitragvon Fee » 19.10.2006 23:27

Von Tieheimen in Russland hab ich noch selten was Gutes gehört... Dass er Menschen bisher nur als "Wärter" und nicht als "Gefährten" kennen gelernt hat ist sehr gut Möglich.
Wie ich schon geschrieben habe bin ich keine Tierpsychologin und ab dem extremen "Milchtrittverhalten" von Rakgi verzweifle ich selbst fast. (Er hat ein Lieblingskissen n dem er mehrmals täglich nuckelt bis es feucht ist. Er geht zwischen durch sogar etwas trinken und nuckelt dann weiter....). Ein solches Verhalten kann darauf hindeuten, dass er zu früh von seiner Mutter getrnnt wurde, muss aber nicht. Dass er beim Futter so rabiat ist kann darauf hindeuten, dass er um sein Futter kämpfen musste. "Behandeln" kannst du das nur mit viel Liebe und Geduld. Um deine Finger nicht zu arg zu gefärden musst du ihm das Leckerli vorerst vieleicht hinlegen und nicht von Hand geben.
Fütterst du sie mit NaFu oder haben sie immer etwas TroFu zu dem sie gehn können wenn sie Hunger haben? Vielleicht würd ihm das eine Sicherheit geben, dass er nicht um Fressen kämpfen muss. Und wenn du es schafts, dass er dir nicht die Krallen in die Hand hackt, dann Lob ihn gaaaaaanz fest. Auch wenn du das Gefühl hast er nehme euch nicht richtig wahr, er wird es merken wann das er für ein Vehalten gelobt wird und wann nicht. Katzen spühren das sehr genau.
Liebe Grüsse von Fee mit Aurora und Rakgi



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Beitragvon sammymin » 20.10.2006 04:45

Aber evtl ist es auch wirklich nur seine Persönlichkeit. Bei Loki hat es auch über ein jahr gedauert bis er sich richtig an uns gewöhnt hat. Der kam auch immer nur wenns ums essen ging, streicheln? pah! Es war ihm egal wer da war oder ob jemand da war, eben genauso autistisch wie Juri. Menschen sind Versorger und geben einem essen, Wasser, streicheln wenn man das will, aber Kontakt war fehlanzeige. Ich habe ihn halt immer hochgenommen und ihm gezeigt dass er zu mir kommen kann, dass er zu uns soll...
Aber es hat ein Jahr gedauert bis er jetzt endlich richtig kuscheln kommt.
Ich fürchte, du wirst mit Juri eine Eselsgeduld brauchen....
Aber lass dich nicht entmutigen, das wird schon werden, sobald er dir richtig vertraut....

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Beitragvon Kleines » 20.10.2006 08:02

also ich habe mein kleines,als ich sie bekam -scheu,ängstlich,misstraurisch usw.- immer wieder mit nähe konforntiert (nicht gezwungen).

habe mit ihr,wenn sie auf der couch lag,ganz sanft und liebevoll geredet.
sie hat nach einiger zeit geantwortet (mit ihren augen)...

dann habe ich versucht, sie zu streicheln und rauszufinden wo sie es am liebsten hat..das war unterm kinn.

nach 3 wochen war es dann kein problem sie richtig zu streichel..auch wenn sie schlief hatte sie es genoßen


ich an deiner stelle,würde ihn wirklich absolut langsam und liebevoll behandeln..

das mit dem futter....hm,lock ihn nicht zusehr nur mit futter...das merkt er sich.so bist du nur ein nutztier und er behält das an.


haste versucht mit ihm zu spiele?...gibt tolle spielsachen für katzen..



ich meine, er hat evtl ne ganz schlimme kindheit..und im tierheim kommen und gehen menschen.kann sein dass er kein vertrauen zu dir hat..also versuch es aufzubauen.

du musst nicht gleich zum TA...schenk ihm deine liebe


viel viel glück
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Beitragvon Monchichi » 21.10.2006 01:50

vielleicht wurde er auch früher da im Heim
mit dem Futter oder beim füttern gequält,
wir wissen ja wozu manche Menschen fähig sind!
Es wäre eine Möglichkeit, wenn Du ihn nicht mit
der Hand fütterst, sondern ihm Leckerli auf den
Boden legst so das er es sieht und ihn dann einfach
ganz in Ruhe läßt.....
Streicheln und spielen könnt Ihr ja stimmts ?
Er hatte es sicher nicht besonders gut da,
laß ihm Zeit und zeig ihm er kann Dir vertrauen,
dann wird das bestimmt gut, aber es dauert eben....
Ich habe aus diesen Heimen noch garnix Gutes gehört,
die haben dem Kleinen wohl gezeigt wie schlimm
das Leben sein kann....

Ich drück Euch die Daumen ganz feste!!!
LG von Monchichi Bild

Zum Andenken in Liebe an meinen geliebten Tiger,
unseren geliebten Streuner Teddy,mein geliebtes Omakätzchen Lieschen und unseren Opi Hope!
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Beitragvon Mel » 22.10.2006 23:24

hi, vielen dank für die vielen tips!!
@ suni: ja, das kann gut sein, dass er einfach keinen Bezug zu Menschen hatte und deshalb nicht weiß, was er mit mir anfangen soll.
Ich bleibe auf jeden Fall dran, er ist ja ansonsten auch ein ganz süßer Kerl.
Das Füttern aus der Hand erspare ich mir ab jetzt bei ihm. Ich bin halt auch zu schreckhaft für Übungen, und das Zurückzucken macht es schmerztechnisch leider ja noch schlimmer :roll:
Ich denke auch, dass er einfach noch ein bißchen mehr Zeit braucht, um sich an sein neues Leben zu gewöhnen. Mit seinem Kumpel klappt es jetzt auch immer besser. Am Anfang konnte er mit Santoz absolut gar nichts anfangen und hat kaum auf ihn reagiert außer wegzulaufen (was mich auch sehr irritiert hat).
Mittlerweile beruhen die Kater'schen Angriffe auf Gegenseitigkeit und daher mache ich mir keine Sorgen mehr, wenn hier die Fetzen fliegen. :o
Aber es ist schon lustig anzuschauen:
seit ein paar Tagen kommt es ab und zu vor, dass Santoz beginnt Jurij zu lecken. Der lässt es sich auch gefallen und genießt es sichtlich, aber als ob ihm diese Nähe auf einmal unheimlich wird, fängt er dann plötzlich an, Santoz zu beißen, erst recht zart, es wird aber jedes Mal eine Rauferei draus.

Naja, ich werte dies trotzdem als gute Anfänge des Zusammenlebens und hoffe, dass es immer weiter bergauf gehen wird mit ihm. Fortschritte hat er auf alle Fälle schon gemacht.
Los wird er uns auf jedenfalls nicht mehr!! :D
Zuletzt geändert von Mel am 22.10.2006 23:36, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitragvon Mel » 22.10.2006 23:35

ach ja, was ich noch sagen wollte.
beim Spielen verhält er sich auch merkwürdig: er spielt zum Einen eher wenig im Vergleich zu Santoz und zum Anderen ist er, wenn er loslegt sehr stürmisch, sodass er oft gegen diverse Gegenstände rennt. Im nächsten Moment scheint er auch schon wieder Angst vor seiner eigenen Courage zu haben und rennt in Deckung.
Vielleicht ist das ja auch normal, bei Santoz ist das halt ganz anders. Der spielt gerne und ausgiebig und ist dann auch immer voll dabei. Jurij wie gesagt eher unsicher.
Mein Freund fordert ihn aber immer wieder heraus und er lässt sich zwischendurch auch mal aus der Reserve locken, meistens schaut er aber eher zu, wie Santoz spielt.
Mel

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