Hallo Lyn,
da habt ihr es aber echt nicht leicht!
Das Kratzproblem würde ich, so wie schon von anderen gesagt, mit Wasser angehen.
Jetzt sagst Du, dass er sich von einer Sprühpumpe nicht sonderlich beeindrucken lässt. Nun ja, vermutlich ist diese so eingestellt, dass sie einen sanften Sprühregen verursacht, der ihn eher streichelt, als nass macht und in anbetracht des momentanen Wetters sogar angenehm ist.
Hier müssen eindeutig härtere Geschütze aufgefahren werden!
Erstens muss es ein richtiger Wasserstrahl sein und das Wasser sollte nicht zu warm sein. Wenn das noch nicht reicht, dann leg das Ding zehn Minuten in den Gefrierschrank, dann ist das Wasser richtig schön kalt, wenn ihn das nicht beeindruckt, weiß ich auch nicht.
Zweitens, solltet ihr sehen, dass er tatsächlich mal an den Kratzbaum geht, sofort mit Leckerchen belohnen, ausgiebig loben und streicheln!
Drittens brauchen sich Deine Eltern nicht wundern, dass der Kater nicht zu ihnen auf den Schoß kommt und sich streicheln lässt. Wenn die mir gegenüber so gemein wären und mich überall nur wegschubsen und anmeckern, würd ich auch nicht mit den kuscheln.
Viertens, frag sie doch mal, ob sie euch als Kleinkinder auch nach 1 Woche rausgeschmissen hätten, wenn ihr euch nicht benommen hättet. Er ist noch ein kleines Kätzchen, klar hat er viel Unfug im Kopf! Wer hat das nicht als Kind. Dagegen hilft Erziehung, die aber mit Sicherheit weitaus mehr als 1 Woche in Anspruch nimmt. Frag doch mal Deine Eltern, ob ihr alles in 1 Woche gelernt habt. Nun, die Antwort wird wahrscheinlich lauten, dass sie 10 Jahre gebraucht haben. Und das, wo ihr der menschlichen Sprache mächtig seid, die Katze nicht!
Fünftens: Kastrieren! Sofort! Wenn euer Tierarzt das nicht macht, sucht euch einen Anderen, es ist absoluter Schwachsinn, dass man in dem Alter nicht kastrieren soll, das geht schon mit 3 Monaten (obwohl das dann nicht unbedingt sein muss). Dabei lasst ihn gleich impfen (Sollte er Freigänger werden, auf jeden Fall gegen: Tollwut, Katzenschnupfen, Katzenseuche, Leukose) und lasst ihn chippen. Gut, wenn er tätowiert ist, müsst ihr das nicht unbedingt tun, aber eine Tätowierung verblasst oft nach ein paar Jahren.
Sechstens: Der Freigang. Nun das ist ein sehr schwieriges Thema, bei dem ihr euch klipp und klar damit befassen müsst, ob ja oder nein. Ich persönlich bin für Freigang, ich habe auch nur Freigängerkatzen. Meiner Meinung nach sollte eine Katze, die gerne raus möchte, nicht eingesperrt bleiben, denn eine Katze ist von natur aus ein freiheitsliebendes, intelligentes, aktives Tier, dass seine Bedürfnisse befriedigen möchte, so wie wir auch nicht bei dem Wetter eingesperrt bleiben möchten. Der Spruch, die Katze verschläft zwei Drittel ihres Lebens ist völliger Quatsch, wenn sie ihrem natürlichen Freiheitstrieb nachkommen kann. Meine Katzen sind jeden Tag zwischen 10-16 Stunden draussen. Freiwillig natürlich! Wie sollen sie es da schaffen, 16 Stunden zu schlafen? Eine Wohnungskatze, die von ihren Besitzern wenig beschäftigt wird, schafft das ohne Probleme, wenn nicht noch mehr. Was soll sie auch sonst machen? Nichts destotrotz kann ich jeden verstehen, der Angst hat, seine Tiere rauszulassen und wenn diese Katzen die Möglichkeit haben, sich anderweitig auszutoben, ist das auch kein Problem.
Da müsst ihr jetzt die Entscheidung treffen. Wenn ihr ihn drin lasst, seid ihr bereit, jeden Tag mehrfach mit ihm zu spielen, euer Haus katzentauglich zu gestalten, ihm genug Abwechslung zu bieten? Oft vergeht einem daran schnell die Lust. Ich sehe es an meiner Mutter. Sie sperrt ihren großen 9 Kilo Kater, ein Riese, der sich nichts sehnlicher wünscht, als nach draußen zu können, im Haus ein, weil sie Angst hat, ihn raus zu lassen. Gleichzeitig hat sie aber überhaupt keine Lust, sich auch nur in irgendeiner Weise mit ihm zu beschäftigen. Was folgt, sind Aggressionen gegenüber den anderen Katzen, sowie stundenlanges Miauen, welches im übrigen von meiner Mutter mit meckern beantwortet wird. Alles zureden hat bis jetzt nichts geholfen, sie lässt sich nicht umstimmen.
Oder lasst ihr ihn nach draußen, wo er Mäuse fangen,auf die Pirsch gehen kann, frische Luft schnuppern, Schmetterlinge jagen, klettern, springen kann und einfach ein glücklicher Kater sein kann. Gleichzeitig bedeutet das: Das er von einem Auto überfahren, vergiftet, von einem Hund gerissen werden kann, eingefangen oder versehentlich irgendwo eingesperrt werden kann oder gar spurlos verschwinden kann, ohne das ihr je erfahrt, was ihm zugestoßen ist.
Kein schöner Gedanke! Trotzdem ist eine Katze glücklicher! Und wenn Dich jemand fragen würde:
Möchtest Du lieber 80 Jahre in einem Haus eingesperrt sein, dein Futter und Wasser bekommen und eine Toilette, sowie ein Spielzeug, mit dem Du Dich beschäftigen kannst und dann nach 80 Jahren gelangweilt einschlafen und nie wieder aufwachen oder möchtest Du lieber 40 Jahre lang nach draußen gehen können, Dich in der Sonne aalen, mit Freunden grillen, ins Kino gehen, Fahrrad fahren und und und, und schließlich eines schönen Tages vielleicht durch eine Fremdeinwirkung (meinetwegen ein Auto) sterben, obwohl Du noch 40 weitere Jahre leben könntest?
Ich würde die 40 Jahre nehmen! Deine Katze auch!
Aber im Endeffekt müsst ihr das selber entscheiden! Ich wünsche euch dabei viel Kraft!
Ist ja wieder ein halber Roman geworden
Eure Cleomy