Ach sooo,
rohes Schweinefleisch -- sagt das doch gleich ...
Es ist schon erschreckend, was ich alles nicht weiß. Ich bekomme ein richtig schlechtes Gewissen gegenüber unseren früheren Katzen, denn da galt, Dose auf und wenn sie's fressen, ist's gut. Ich wäre auch nie auf die Idee gekommen, den TA zu hinterfragen. Wenn ich nur daran denke, dass ich seelenruhig danebenstand, wenn die beiden in den Nacken geimpft wurden ...
Ich werde mich dieses Wochenende mal durch die vielen Links wühlen, die Dagmar für mich zusammengesucht hat.
Und Montag werde ich die TÄ anrufen und euch anschließend Bericht erstatten. Bis dahin will ich von FIP, Herz, Allergiefutter, Zistrose etc. nichts mehr hören, sonst kriege ich noch 'nen Vogel.
Stattdessen: Die Freigang-Story.
Eigentlich wollte ich Fauchi schon am Pfingstwochenende zum Freigänger befördern; leider wurde die Katzenleiter nicht rechtzeitig fertig. Aber weil er mit sooo sehnsüchtigem Blick vor der Balkontür saß, habe ich ihn am Samstag vor dem Abendessen spontan für ein paar Minuten auf den Balkon mitgenommen. Zuerst wollte er es gar nicht glauben: "Redest du mit mir? Nach draußen, wirklich?" Dann kam er ganz vorsichtig heraus, guckte sich ein bisschen um und setzte sich erstmal brav neben mich, glücklich vor sich hin tretelnd. Nach einer Viertelstunde wollte er sich dann doch etwas ausführlicher umschauen, aber es war so offensichtlich, dass er nach einem Ausgang in den Garten suchte, dass ich ihn doch lieber wieder hereingelockt habe. Es folgte ein anstrengender Samstagabend mit einem äußerst quengeligen Fauch vor der Balkontür ...
Am Sonntag habe ich ihn schon am späten Nachmittag mit nach Balkonien genommen. Nach einer kleinen Balkoninspektion setzte er sich wieder neben mich, tretelte und schnurrte, guckte, lauschte, schnupperte, das Näschen bebte, die Ohren zuckten, der ganze Kater stand unter Strom. Plötzlich wurde er ganz starr - und schwupp, war er wieder im Zimmer. Ich wüsste ja zu gerne, wen oder was er da gesehen, gehört oder gerochen hat.
Am Montag war er dann richtig abenteuerlustig, stieg zwischen den Pflanzen herum, kletterte auf die Brüstung, in den Balkonkasten etc. Ich habe ihn eine Weile machen lassen, aber irgendwann hatte ich plötzlich das Gefühl, dass er gleich springt - also habe ich ihn geschnappt und nach drinnen verfrachtet.
Am Dienstag konnten wir endlich die Leiter zusammenbauen. Sobald das Teil stand, habe ich ihn herausgelassen - es war ja Abendessenszeit, da geht er bestimmt nicht weit weg, dachte ich ...
Erst hat er ein betont gelangweiltes Gesicht gemacht und auch die Leiter ignoriert, trotz Leckerchen. Gerade als ich dachte, das wird heute nichts mehr, machte er plötzlich einen Satz auf die oberste Stufe und begann, der Leckerchenspur zu folgen. Schwupps, die erste Stufe, schwupps die zweite, die dritte, die vierte. Dort endete die Leckerchenspur, weil meine Arme nicht weiter nach unten reichen. Da saß er dann ein paar Minuten unentschlossen herum - und plötzlich machte es wieder schwupps und der Kater stand im Garten.
Damit waren wir bei der Lücke in meiner Planung angekommen, die ich vorhergesehen hatte, für die mir aber beim besten Willen keine Lösung eingefallen ist: Kater im Garten, ich auf dem Balkon. Ich musste zu ihm, aber über die Balkonbrüstung zu klettern ist wirklich keine Option für mich. Also bin ich im Galopp zur Türe hinaus, ums Haus herum - und da saß mein Held unter dem Balkon und guckte ziemlich verloren. Was dann geschah, schreibe ich diesen zwei Minuten "Verlassenheit" zu:
Sobald ich wieder "da" war, kam er unterm Balkon hervor und begann sich umzuschauen. Es war sofort klar, dass er in den Nachbarsgarten wollte, den er vom Balkon aus bereits "gescannt" hatte. Wäre er in diesem Moment nicht so verschüchtert gewesen, hätte ich ihn sicher davon überzeugen können, erstmal mit mir eine Runde zu drehen. Dann hätte er gleich gemerkt, dass der Zaun auf der rechten Seite überhaupt kein Hindernis darstellt und alles wäre in Butter gewesen. Aber er wollte nicht nur in den Nachbarsgarten; er wollte auch Sicherheit, Deckung, Versteckmöglichkeiten. Deshalb ignorierte er alle meine Bestechungsversuche und marschierte zielstrebig in die andere Richtung, unter die große Tanne. Dort ist der Zaun zu hoch für Opi, worüber er sich auch gleich lauthals beschwert hat. Und weil sein Mosern nicht half, hat er eben nach anderen Wegen nach nebenan gesucht.
Und dann hatte dieses doofe Viech die einmalige Idee, durch ein Kippfenster (!) in eine der Garagen am Ende des Gartens zu steigen! Da saß er nun in der Garage und konnte nicht wieder heraus. Na toll. Also musste ich die Nachbarin bitten, meinen Helden aus seiner misslichen Lage zu befreien. Der wollte aber nicht befreit werden und hat sich unter dem Auto verkrochen. Die liebe Nachbarin hat ihm dann mit dem Besen den Weg gezeigt ... . Ich hoffe, er merkt sich das: Garagen sind doof!
Nach dieser Aktion war er natürlich völlig durch den Wind und ist erst mal davongesaust. Und da wurde mir doch etwas mulmig - was, wenn er jetzt abhaut? Eine halbe Stunde später habe ihn entdeckt - in Nachbars Garten. Dort muss irgend etwas wahnsinnig spannend sein, jedenfalls deutlich spannender als ich oder sein Abendessen. Also habe ich mich wieder auf meinen Balkon getrollt und mich von der anderen Nachbarin von Balkon zu Balkon beruhigen lassen: "Der kommt schon wieder ... ach, gucken Sie mal da unten, ist er das?" -- Jo, er war's.
Die Katzentreppe war ihm plötzlich doch suspekt und ich musste es ordentlich Leckerchen regnen lassen und mit dem Futternapf klappern, bis er endlich hochgekraxelt kam (klappt inzwischen einwandfrei). Während er fraß, habe ich die Balkontür geschlossen; er kam sofort angeschossen, und guckte mich, noch schmatzend, grantig an: "Kannste offen lassen, ich geh eh gleich wieder!" Nix da.
Er hat sich damit erstmal arrangiert und sein Verdauungsnickerchen auf meinem Bett gehalten (das kommt nicht oft vor). Erst später am Abend fing er wieder an, die Balkontür zu belagern. Ich denke, heute nacht lasse ich ihn raus - was soll da heute passieren, was in zwei Wochen nicht passieren kann? Nur wenn ich außer Haus bin, möchte ich ihn vorerst drinnen lassen, denn ich habe das Gefühl, das er mich gerade noch in der Nähe braucht.
Die ersten Tage habe ich ihn erst nach dem Frühstück rausgelassen, heute schon vor dem Frühstück - warum auch nicht, ehe er den Rolladen zerlegt. Morgens marschiert er erstmal den Gartenpfad hoch; dabei hat er so eine geduckte, lauernde Haltung, als ob er etwas wittert. Vermutlich sind hier nachts andere Katzen unterwegs. Heute morgen ist er am Ende des Gartenpfads kurz in der Ecke verschwunden; ich glaube, er hat dort markiert. Hmmm, wenn das mal keinen Knatsch mit den anderen Plüschis im Revier gibt.
Da fällt mir ein: Seitdem Faucherle hier wohnt, sehe ich öfters Katzen in der Nachbarschaft. Die Graue von gegenüber kannte ich bislang nur vom Hören (begnadete Sängerin), die Schwarze von "irgendwo da drüben" kannte ich noch gar nicht. Klar, die haben seine Hinterlassenschaften in der Mülltonne gerochen und sind vor Neugier auf den Neuen fast geplatzt.
Am Donnerstag hatte ich dann eine interessante Begegnung mit "Fauchis Doppelgänger": Der wohnt irgendwo auf der anderen Seite; ich habe ihn kurz vor Fauchis Einzug schon einmal gesehen. Als ich an diesem Tag vom Einkaufen kam, purzelte er mir plötzlich vor's Fahrrad, guckte in verschiedene Richtungen, aber immer haarscharf an mir vorbei und verschwand wieder. -- Wollte der mir etwas sagen? Sollte ich etwas ausrichten?
P.S. Ehe ich es vergesse: Fauchebert hat gestern abend mit Begeisterung die Molke vom Schmand aufgeschlabbert. Vielleicht klappt das auch bei Lotte? Molke kann man ja als Pulver oder trinkfertig kaufen.