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Depesche 072 Abbitte an Sita – Teil 2
Mit viel Streicheln, Schubsen, guten Worten, korrumpierenden Leckerlis und Schmeicheleien gelang es mir schließlich, die Oberkatze zurück auf ihren Schreibtisch zu komplimentieren. Sie war jedoch kaum dort angekommen, als sie erneut durch mein Gesicht und über die Tastatur zu ihrem Ansitz trippelte, um dort, wie gehabt, zur Bronzestatue zu erstarren.
Ich schnauzte sie an (»Spinnst du, Sita, usw usf...«), zerrte an ihr und platzte fast vor Wut. Dann zählte ich zwei und zwei zusammen: Wenn das feline Schwergewicht, sonst fast unkätzisch brav, sich in derart eklatanter Weise daneben benahm, dann musste ein schwerwiegender Anlass vorliegen. Und wie die Erfahrung zeigte, hatten derart schwerwiegende Verstimmungen der Bandenchefin in der Regel unmittelbar mit ihrer Verpflegung zu tun.
Und schon hatte ich es: Sita ging auf die Barrikaden, weil ich vergessen hatte, Teil zwei der Hackfleischorgie zu zelebrieren! Ich lag bereits zweieinhalb Stunden hinter dem amtlichen Zeitplan zurück! Kein Wunder, dass Sita Zuflucht zu drastischen Aktionen nahm!
Um derartige Pannen zu vermeiden, ist die Fütterung der drei Raubtiere mit rotem Fleisch, ganz eindeutig der Höhepunkt ihrer gastrointestinalen Woche, strikt geregelt. Die erste Verkostung des Beefsteak-Hacks findet am Samstagabend um 20 Uhr statt, die Vernichtung des Rests am Sonntagmorgen gegen drei Uhr. Es kommt selten vor, dass Teil II der Veranstaltung in Vergessenheit gerät; denn erstens findet sie unmittelbar nach unserem (recht späten bzw. extrem frühen) Abendmahl statt, und zweitens wachen Sita und Shirkan eifersüchtig darüber, dass ihnen ihr Katzen-Manna nicht durch menschliche Säumnis entgeht. Sita sitzt meist schon während des Suppers in höchstem Maße aufmerksam auf dem Stuhl neben mir, während der weiße Kater vor Ungeduld weinend durch die Zimmer trabt und nervt.
Sita war auch zur Stelle gewesen; aber da sie nur bescheiden neben mir saß und nicht lautstark protestierte, als ich mit spargelgefülltem Magen aufstand und ging, ohne an das Hack zu denken, während unser weißer Brüller irgendwo pflichtvergessen schlief, wahrscheinlich selig von Tartarbergen träumend, geschah das Malheur - aber das war rasch ausgebügelt, als ich Sita und Shirkan die fast vergessene Delikatesse servierte. Ich hatte sogar den Eindruck, dass die verloren geglaubte Atzung besser mundete als am Abend zuvor. Besonders Sita langte kräftig zu. Sie inhalierte das Gehackte regelrecht, während der Kater vornehm mümmelte. Immer, wenn ich Shirkan ein Hackbällchen kredenzen wollte, waren da ihre fordernden Lippen und scharfen Zähne, und nur mit Mühe blieb ich im Besitz aller meiner Finger ...
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