Depeschen von der Dreierbande von Gerd Schuster

Ob dramatisch, trivial, spannend oder emotional: Erzählungen von und mit Katzen
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Re: Depeschen von der Dreierbande von Gerd Schuster

Beitragvon LaLotte » 08.11.2014 10:11

shirkan hat geschrieben:Es war viel Liebe nötig, die Katze zu heilen; aber es hat sich mehr als gelohnt, denn Sita schenkt uns fast täglich neues Glück.
:s1957:
Liebe Grüße
Dagmar


shirkan
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Depeschen von der Dreierbande von Gerd Schuster

Beitragvon shirkan » 13.11.2014 19:24

Depesche066_P1000112.jpg
Depesche 067 Das Bürsten-Rätsel – Teil1
Die Bürste, um die es hier geht, ist eigentlich nur ein Bürstchen, kaum so lang und breit wie ein Hühnerei, nur flacher und etwas weniger oval, dafür einen Hauch vierschrötiger, als dieses. Der Rücken ist aus Holz, während an der Vorderseite die Stahlborsten aus ihrer Gummiblase sprießen.
Erworben habe ich das handliche Utensil auf einem Weihnachtsbazar des »Stern«, für den ich in meiner sehenden Zeit fast zwanzig Jahre lang als Reporter gearbeitet (oder vielmehr meine Netzhäute zu marktgetragen) habe, für einen ganzen Euro. Sie war ein Festtagsgeschenk für unsere allerliebste alte Ela, die Bürsten sehr schätzte, und wurde von dieser großzügig der Dreierbande hinterlassen. Deren Mitglieder konnten sich zwar nie so für die Fellmassage erwärmen wie das alte Grauchen, ließen das Bürsten aber über sich ergehen, weil das komische Herrchen so drauf erpicht war.
Das war sehr schade, denn aufgrund seiner geringen Breite war das Bürstchen für die besonders lustvolle Brust- und Bauchmassage prädestiniert.
Es lag viele Jahre lang griffbereit auf der linken unteren Ecke der sechsmal gefalteten Luxuskatzendecke neben meinem Pc, war aber eines Tages verschwunden. Ich tastete alles ab, kroch auf dem Boden herum, fand die Bürste aber nicht – genau wie die scharfsichtige Elke, die auf meine Bitten hin ebenfalls unter den großen Eckschreibtisch tauchte.
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Depeschen von der Dreierbande von Gerd Schuster

Beitragvon shirkan » 20.11.2014 14:42

Depesche 068 Das Bürsten-Rätsel – Teil 2

Ich versuchte, mich damit abzufinden, dass wieder etwas verschwunden war und ich keine Wahl hatte, als den Verlust zu schlucken, auch wenn ich ihn rein rational nicht akzeptieren konnte. Um von dem verhassten Gefühl bitterer Ohnmacht ein wenig herunterzukommen, das zum täglichen Begleiter geworden ist, klagte ich Shirkan mein Leid und bat den Kater, den verlorenen Fellrechen, falls möglich, wieder zu beschaffen.
Gestern nun, rund sieben Wochen nach dem Verschwinden der Bürste, fand ich den Kater auf seiner Schmusedecke vor, wo er offensichtlich auf mich und meine Streicheleinheiten wartete. Ich griff in den seidigen Pelz und begann zu kraulen, stieß mit den Fingerspitzen aber rasch an etwas hartes, dünnes, das dort nichts verloren hatte. Ich packte den Fremdkörper und zog ihn ans Licht. Es war das Bürstchen!
Elke war so überrascht wie ich; nur die Dreierbande blieb auffallend ruhig. Ich hatte wieder einmal das sichere Gefühl, dass sich hinter den hübschen Gesichtern der Miezen ein tiefes und uraltes Wissen verbarg, zu dem Dosenöffner wie ich niemals Zugang erhalten. Und mir fiel wieder ein, wie ich, Tage nach der Beerdigung der lieben alten Ela, in meinem Bett aus dem Schlaf geholt worden war, weil sich eine Katze voll Begeisterung an meinem linken Knie rieb – obwohl meine Wohnung seit Elas Tod garantiert hundertprozentig katzenfrei war ...

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Depeschen von der Dreierbande von Gerd Schuster

Beitragvon shirkan » 24.11.2014 19:28

Liebe Depeschen-Fan-Gemeinde,

wir haben die Dreierbande-Geschichten exklusiv nur bei »Cattalk« veröffentlicht.

Allein wegen Ihrer Treue überschreiten die Besucherzahlen demnächst die 10.000er Grenze.
Das ist für uns ein großer Erfolg, mit dem wir nicht gerechnet haben. Herzlichen Dank Ihnen allen!

Wir kündigen an: Die Depeschen 1-60 werden in absehbarer Zeit aus dem Netz genommen und gesammelt als Ebook »Depeschen von der Dreierbande –Band 1, Folge 1-60«, veröffentlicht.


Aber keine Angst, wir haben für Sie zwei gute Nachrichten:
1. Die Depeschen werden ab Nr. 61 weiter online bei »Cattalk« veröffentlicht. Jede Woche gibt es donnerstags eine neue Depesche …
2. Alle interessierten Leserinnen und Leser dürfen in den ersten 14 Tagen nach dem Erscheinen das Ebook kostenlos herunterladen.

Den genauen Zeitpunkt gebe ich Ihnen rechtzeitig bekannt!
Zuletzt geändert von shirkan am 26.11.2014 21:39, insgesamt 1-mal geändert.

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Re: Depeschen von der Dreierbande von Gerd Schuster

Beitragvon LaLotte » 24.11.2014 20:46

Hey, das sind ja tolle Aussichten :D
Vielen Dank für das schöne Angebot. Ich drücke die Daumen, dass die Depeschen auch außerhalb von cattalk viele Anhänger finden!
Liebe Grüße
Dagmar


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Depeschen von der Dreierbande von Gerd Schuster

Beitragvon shirkan » 29.11.2014 16:39

Depesche067_P1100832.jpg
Depesche 069 Kunstspringer Shirkan

Unser weißer Blauaugenkaterschönling macht häufig nicht den sportlichsten Eindruck, wenn man ihn zum ersten Mal sieht und er gerade einmal weder schauspielert noch kokettiert, und wenn man sich nicht von seinem hübschen Gesicht und den strahlenden Saphiraugen ablenken oder das Hirn vernebeln lässt.
Wenn er so mit krummem Kreuz, herabhängendem, unordentlich teilaufgerolltem Schweif durchs Zimmer schlendert, erinnert sein Gang eher an einen alten John Wayne mit Hühneraugen, Rheuma und Gicht als an Rudolpho Valentino.
Doch das täuscht: Shirkan ist ein ganz ausgezeichneter, durchtrainierter Kunstspringer, den kein noch so hoher Schwierigkeitsgrad schreckt!
Beweise für seine exklusiven sportlichen Fähigkeiten sind nicht so ganz einfach beizubringen, weil der kuriose Kater keinen Sinn darin sieht, seine Künste ohne echten Anlass zu demonstrieren. Gestern hatte ich aber Glück. Nachdem er zahllose Streicheleinheiten genossen hatte, wollte Shirkan meinen Schreibtisch verlassen. Er sah sich aber plötzlich eingekesselt, da sich vor ihm Sita breit machte und von hinten Rani nachdrängte. Er überlegte einen Moment, dann katapultierte er sich in das Katzenfach im Bücherregal.
Unter keinen Umständen möchte ich gezwungen sein, Shirkans Flugkurve geometrisch korrekt zu beschreiben; denn er hechtete zuerst in Vorwärtsrichtung über drei Regaletagen steil nach oben, schob aber im letzten Sechstel oder Siebtel des Sprungs seinen Körper entlang der Längsachse im rechten Winkel nach rechts und landete millimetergenau in dem dreißig Zentimeter hohen Regalabschnitt. Leider kann ich nicht sagen, wie er das anstellte. Ich glaube zwar, dass er seinen Schwanz als Steuerflosse nutzte, bin aber sicher, dass diese »Ruderpinne«, weil flächenmäßig zu klein, derart rasche und massive Kursänderungen nicht bewerkstelligen kann. Mein Tipp ist, dass Shirkan eine oder zwei seiner Krallen zu Hilfe nahm, um sich an den gewünschten Landeplatz zu ziehen.
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Re: Depeschen von der Dreierbande von Gerd Schuster

Beitragvon LaLotte » 29.11.2014 21:34

shirkan hat geschrieben:Leider kann ich nicht sagen, wie er das anstellte.
It's magic 8)
Liebe Grüße
Dagmar

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Depeschen von der Dreierbande von Gerd Schuster

Beitragvon shirkan » 04.12.2014 10:17

Depesche068_IMG_0921_shirkan als seelentröster.jpg
Depesche 070 Shirkan als Seelentröster

Mir war sterbenselend. Wirklich und wahrhaftig und nicht einfach nur kotzübel. Drei Tage schlimmster Migräne, totale Unterzuckerung, weil ich nichts essen konnte, Schlafmangel, Schmerzen am ganzen Körper, der Drillbohrer hinter dem rechten Auge und die psychischen Nebenwirkungen der Migränepillen hatten mich so fertig gemacht, dass ich kraftlos war wie ein feuchtes Papiertaschentuch, weder längere Zeit liegen, sitzen noch stehen konnte und langsam verzweifelte. Ich hockte im finsteren Schlafzimmer auf dem Bettrand und stützte, die Ellenbogen auf den Oberschenkeln, meinen Kopf in die Hände.
Plötzlich umtanzte mich etwas Flauschiges, Seidenweiches, Gutgelauntes, das die depressive Stimmung aus dem Zimmer zu treiben trachtete.
Voll freundlichem Enthusiasmus warf es sich erst auf meinen linken, dann meinen rechten Fuß, rieb sich an den Knöcheln und stimmte ein leises, aber ungeheuer ermutigendes Indianergeheul an.
Bis in meinen Kokon aus Schmerz, Verlassenheit und Verzweiflung hinein drang die Botschaft Shirkans – obwohl es überhaupt nicht die Art des weißen Katers war, so auf mich zuzugehen oder Empathie zu zeigen, konnte das nur unser blauäugiger Beau sein! –»Kopf hoch, Herrchen, gleich wird es besser, und bald ist alles wieder gut!«
Shirkan war gekommen, um mich zu trösten! Dieser Gedanke gab mir Mut und neue Kraft. Dass der Kater über den eigenen Schatten gesprungen war, ohne Einflüsterung oder Hilfe eine Initiative gestartet hatte, um mir zu helfen, machte mich glücklich, so weit das unter den Umständen möglich war. Ein paar Stunden später aß ich eine Kleinigkeit, und nach einem halben Tag war mein Schädel wieder heil.
Der weiße Kater kann sich seither nicht über einen Mangel an Streicheleinheiten beklagen. Selbst, wenn er in einem ganz und gar unpassenden Moment aufkreuzt und Beachtung oder Zärtlichkeit einfordert, lasse ich alles fallen und widme mich seiner. Schließlich war er ja auch für mich da, als ich ihn brauchte.
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Re: Depeschen von der Dreierbande von Gerd Schuster

Beitragvon LaLotte » 04.12.2014 18:46

Wie schön :s2261:
Liebe Grüße
Dagmar

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Re: Depeschen von der Dreierbande von Gerd Schuster

Beitragvon Mrs Spock » 04.12.2014 20:51

Wollte schon immer mal schreiben: Sehr schöne Geschichten :D . Danke dafür!
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Liebe Grüße von Silke mit Opi Linus und den Sternchen Robbie, Pebbles, Röschen

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Beitragvon shirkan » 11.12.2014 14:09

:s2445: :s2445: :s2445: :s2445: :s2445:

Die magische 10.000-Besucherschwelle für die Depeschen ist dank Ihrer Leselust überschritten worden!

Herzlichen Dank und ein kräftiges »MIAU« !!! Wir machen weiter, freuen Sie sich schon jetzt auf die nächsten Abenteuer der Dreierbande ...


:s2445: :s2449: :s2445: :s2449:

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Re: Depeschen von der Dreierbande von Gerd Schuster

Beitragvon hildchen » 11.12.2014 14:14

und wie ich mich darauf freue! :D
Mein einziger Vorsatz für 2020: Ich will mir nicht mehr alles gefallen lassen!

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Beitragvon shirkan » 11.12.2014 19:46

Depesche 071 Abbitte an Sita – Teil 1

Ich habe mich bei Sita entschuldigen müssen; denn ich habe die dralle Chefin der Dreierbande angeblafft, obwohl sie nicht nur im Recht war, sondern sich sogar bemühte, mich an vergessene Katzenhalterpflichten zu erinnern.
Das kam so: Ich schrieb am vergangenen Sonntag gegen sechs Uhr früh gerade an der letzten Depesche Nummer 66 (falls man meinen zähneknirschenden Kampf mit dem Blindenschreibsystem Zoomtext, dieses quälend umständliche und permanent von Fehlfunktionen und irreführenden oder falschen Ansagen gestörte Zusammensuchen von einzelnen Buchstaben Schreiben nennen kann) und hatte soeben Shirkan auf der Kuscheldecke an meiner linken Seite in den Schlummer gestreichelt, als Sita über die Stränge schlug. Urplötzlich stand sie von ihrem Schlafplatz am linken Rand des linken meiner über Eck stehenden beiden Schreibtische auf und rannte vor meiner Nase zwischen Bildschirm und Tastatur hindurch, wobei sie mir mit ihrem Schwanz wie mit einer Flaschenbürste durchs Gesicht fuhr. Dann blieb sie auf der für sie ziemlich knappen rechten Ecke des Möbels sitzen, mir ihr voluminöses Hinterteil zuwendend, und versuchte, wie die bronzene Jungfer aus dem Kopenhagener Hafen auszusehen.
Kein Zweifel – das war eine Protest-Demo. Meine Dicke wusste ganz genau, dass es streng verboten war, über die Tastatur zu räubern und sie hatte mein Dekret bisher stets in vorbildlicher Weise beachtet. Irgendetwas machte sie heute widerspenstig, und sie wollte mir wohl auch etwas sagen – aber was?
Ich bat Sita höflich bis eindringlich, auf ihren Platz zurückzugehen, doch die Katze ignorierte mein Ansinnen. Ich versuchte, die Madame im Pelz wegzuschieben, aber das dicke Tier war standfest wie eine Marmorstatue aus dem alten Rom.

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Re: Depeschen von der Dreierbande von Gerd Schuster

Beitragvon LaLotte » 11.12.2014 21:11

Oh, jetzt bin ich aber auf Teil 2 gespannt!
Liebe Grüße
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Beitragvon shirkan » 18.12.2014 19:36

Depesche069_IMG_1750.jpg
Depesche 072 Abbitte an Sita – Teil 2

Mit viel Streicheln, Schubsen, guten Worten, korrumpierenden Leckerlis und Schmeicheleien gelang es mir schließlich, die Oberkatze zurück auf ihren Schreibtisch zu komplimentieren. Sie war jedoch kaum dort angekommen, als sie erneut durch mein Gesicht und über die Tastatur zu ihrem Ansitz trippelte, um dort, wie gehabt, zur Bronzestatue zu erstarren.
Ich schnauzte sie an (»Spinnst du, Sita, usw usf...«), zerrte an ihr und platzte fast vor Wut. Dann zählte ich zwei und zwei zusammen: Wenn das feline Schwergewicht, sonst fast unkätzisch brav, sich in derart eklatanter Weise daneben benahm, dann musste ein schwerwiegender Anlass vorliegen. Und wie die Erfahrung zeigte, hatten derart schwerwiegende Verstimmungen der Bandenchefin in der Regel unmittelbar mit ihrer Verpflegung zu tun.
Und schon hatte ich es: Sita ging auf die Barrikaden, weil ich vergessen hatte, Teil zwei der Hackfleischorgie zu zelebrieren! Ich lag bereits zweieinhalb Stunden hinter dem amtlichen Zeitplan zurück! Kein Wunder, dass Sita Zuflucht zu drastischen Aktionen nahm!
Um derartige Pannen zu vermeiden, ist die Fütterung der drei Raubtiere mit rotem Fleisch, ganz eindeutig der Höhepunkt ihrer gastrointestinalen Woche, strikt geregelt. Die erste Verkostung des Beefsteak-Hacks findet am Samstagabend um 20 Uhr statt, die Vernichtung des Rests am Sonntagmorgen gegen drei Uhr. Es kommt selten vor, dass Teil II der Veranstaltung in Vergessenheit gerät; denn erstens findet sie unmittelbar nach unserem (recht späten bzw. extrem frühen) Abendmahl statt, und zweitens wachen Sita und Shirkan eifersüchtig darüber, dass ihnen ihr Katzen-Manna nicht durch menschliche Säumnis entgeht. Sita sitzt meist schon während des Suppers in höchstem Maße aufmerksam auf dem Stuhl neben mir, während der weiße Kater vor Ungeduld weinend durch die Zimmer trabt und nervt.
Sita war auch zur Stelle gewesen; aber da sie nur bescheiden neben mir saß und nicht lautstark protestierte, als ich mit spargelgefülltem Magen aufstand und ging, ohne an das Hack zu denken, während unser weißer Brüller irgendwo pflichtvergessen schlief, wahrscheinlich selig von Tartarbergen träumend, geschah das Malheur - aber das war rasch ausgebügelt, als ich Sita und Shirkan die fast vergessene Delikatesse servierte. Ich hatte sogar den Eindruck, dass die verloren geglaubte Atzung besser mundete als am Abend zuvor. Besonders Sita langte kräftig zu. Sie inhalierte das Gehackte regelrecht, während der Kater vornehm mümmelte. Immer, wenn ich Shirkan ein Hackbällchen kredenzen wollte, waren da ihre fordernden Lippen und scharfen Zähne, und nur mit Mühe blieb ich im Besitz aller meiner Finger ...
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Zuletzt geändert von shirkan am 05.03.2015 11:15, insgesamt 2-mal geändert.



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